Patras/Piräus. In Griechenland intensivieren sich aktuell Arbeitskämpfe in mehreren Teilen des Landes. Wie die Zeitung der Arbeit berichtete, führte der tödliche Arbeitsunfall des Hafenarbeiters Dimitris Daglis in Piräus, beschäftigt beim chinesischen Monopolkonzern COSCO, zu weitreichenden Arbeitskämpfen. Die klassenkämpferische Gewerkschaft vor Ort, ENEDEP, konnte, wie sie in einer Presseaussendung bekannt gaben, in ihrem siebentägigen Streik zentrale Forderungen gegenüber dem Konzern und der Regierung durchsetzen. Dazu gehört unter anderem die Etablierung eines Gesundheits- und Sicherheitskomitees mit Beteiligung von Mitgliedern der ENEDEP-Gewerkschaft.
Dass überhaupt der Konzern die ENEDEP, die in einer gemeinsamen Front mit der nationalen klassenkämpferischen Gewerkschaft PAME die Arbeiterklasse organisiert, als Verhandlungspartner anerkannt wurde, stellt an sich schon einen Sieg dar. In Solidarität mit den streikenden Hafenarbeitern, organisierten Gewerkschaftskollegen Ende Oktober eine Motorradeskorte von Athen nach Piräus. ENDEP kündigte an, den Kampf für einen Kollektivvertrag mit noch besseren Konditionen weiterzuführen und am 5. und 6. November einen 48-Stundenstreik organisieren.
Arbeitsunfälle häufen sich, der Kampf auch
Mit ihrem Kampf räumen die Arbeiter mit der Illusion auf, dass COSCO besonders arbeiterfeundliche Betriebspolitik betreiben würde. In ihrer Aussendung nennen sie Missstände wie den 12-Stundentag und Arbeitsverdichtung während den Schichten, fehlende Sicherheitsbestimmungen sowie die „geiselhaftartige“ Lebens- und Arbeitssituation von Leiharbeitern.
Aber nicht nur bei COSCO, sondern auch in anderen Konzernen in Griechenland forderten Arbeiter und Gewerkschafter nach verhinderbaren Arbeitsunfällen ihr recht auf Schutzbestimmungen. So erlitt ein Arbeiter der Firma UNISOL nach einem Stromschlag schwere Verbrennungen. Die Arbeiter verließen die Arbeit unter Zuruf der hiesigen Gewerkschaften und bekundeten ihre Solidariität mit dem hospitalisierten Kollegen. Trotz der Versuche von UNISOL, die Arbeiter zurück in die Fabrik zu bringen, organisierten diese eine Demonstration in der Innenstadt für bessere Arbeits- und Sicherheitsbedingungen in allen Arbeitsplätzen. Die lokalen Gewerkschaften kündigen zudem einen Streik an.
Mit diesen kraftvollen Zeichen der gegenseitigen Solidarität und politischen Unabhängigkeit von der Betriebspolitik der Konzernleitung, der systemtreuen Gewerkschaften und des Pessimismus, müssen uns die Kämpfe in Griechenland Vorbild sein, ebenfalls Arbeitskämpfe zu organisieren. Mehr denn je, bestätigt sich in Österreich, dass Säbelrasseln und Verhandlungen hinter verschlossenen Türen keine Perspektive für die Lohnabhängigen sind.