Teheran. Berichten der iranischen Behörden zufolge, haben dutzende Bereitschaftspolizisten in der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober die renommierte Scharifi-Universität in Teheran gestürmt und mehrere Studenten brutal verhaftet. Auch der Wissenschaftsminister des Iran soll laut regimetreuen Medienangaben vor Ort gewesen sein, um sich ein Bild zu machen. Was die Medien nicht erwähnen, hat sich verbale Auseinandersetzungen mit den Studierenden vor Ort geliefert , bevor die Lage völlig eskalierte, wie auf mehreren nicht verifizierten Twitter-Videos zu sehen ist.
Etliche protestierende Studierende wurden am Campus Park bzw. in der Garage, wie auch mehrere Twitter-Videos von Studierenden und Angehörigen der später Verhafteten zeigen, von der Bereitschaftspolizei eingesperrt. Diese schoss laut den Zeuginnen und Zeugen Tränengaspatronen in die Menge, sie schlug auf Studierende ein und verletzte etliche. Unbestätigten Berichten zufolge wurde auch scharf geschossen. Die offizielle Studierendenvertretung wie auch regimetreue Nachrichtenseiten melden, dass es nur zu Verhaftungen und keinerlei Toten kam.
Laut der kommunistischen Tudeh-Partei, deren Mitglieder nicht zuletzt auf Geheiß des amtierenden Präsidenten Ebrahim Raisi zu Hunderten vor 40 Jahrzehnten exekutiert wurden, kam es landesweit an 80 Hochschulen zu Walk-Outs und militanten Streiks. An einigen Universitäten schlossen sich auch die Dozentinnen und Dozenten den Protesten an. Mitunter fordern die streikenden Studierenden und das wissenschaftliche Personal die Freilassung aller verhafteten Universitätsangehörigen.
Die Demonstrationen im Iran, damit auch die Zahl der Toten und Verletzten, steigen weiter an. Nicht nur in den persisch dominierten, urbanen Zentren, sondern auch den ökonomisch von der Zentralregierung unterentwickelten und ausgebeuteten ländlichen Regionen protestieren Tausende, vor allem in den von den Belutschen geprägten Provinzen im fernen Osten des Irans und den kurdisch geprägten Nordwesten ist der Einsatz scharfer Munition besonders stark.
Das iranische Parlament hat laut Aljazeera angekündigt, die Familie Aminis einzuladen und die Ergebnisse des Obduktionsberichtes öffentlich zu diskutieren. Ihre Familie bestreitet bis heute die Behauptungen des iranischen Regimes, wonach die 22-Jährige Jina Mahsa Amini an einem Herzversagen gestorben sei.
Quelle: Al Jazeera News/Tudeh Partei/The Guardian