Berichten zufolge hat Israel im Südlibanon US-gelieferten weißen Phosphor eingesetzt, bei dem mindestens neun Zivilistinnen und Zivilisten verletzt wurden. Dies wirft erneut Fragen zur umstrittenen US-Militärhilfe für Israel auf.
Dheira/Libanon. Eine Untersuchung der Washington Post ergab, dass Israel im Oktober bei einem Angriff im Südlibanon US-gelieferte Weiße-Phosphor-Munition eingesetzt haben soll. Der Artikel beleuchtet den Angriff in Dheira, einem kleinen Dorf in der Nähe der israelischen Grenze, bei dem zumindest neun Zivilistinnen und Zivilisten verletzt wurden. Die Überreste von drei 155-Millimeter-Artilleriegranaten wurden gefunden. Mindestens vier Häuser wurden dabei in Flammen gesetzt. Experten bestätigen, dass die Munition in den USA hergestellt worden sein soll und Teil der jährlichen militärischen Unterstützung sei, die Israel von den USA erhält.
Menschenrechtsorganisationen fordern nun eine Untersuchung des Vorfalls. „Da sich durch die Brandwirkung dieser Waffen ein Einsatz kaum begrenzen lässt, ist ein Einsatz durch Abwurf dieser Bomben aus der Luft immer unzulässig in Gebieten, in denen eine hohe Konzentration von zivilen Objekten besteht. Hier muss man also genau schauen, unter welchen Umständen der Einsatz erfolgte“, erklärte Rechtsexperte Christian Marxsen gegenüber NTV.
Die M825-Rauchgranaten, die aus den USA stammen, werden von Israel als legitime Mittel zur Erzeugung von Rauchschleiern für militärische Operationen betrachtet. Allerdings ist ihr Einsatz in der Nähe von Zivilgebieten nach internationalem humanitärem Recht verboten, da der entstehende Rauch und die brennenden Phosphorpartikel schwere Verletzungen, wie tödliche Verbrennungen und starke Schäden der Atemswegen, verursachen können. Der Einsatz von Weißen Phosphor in dicht besiedeltem Gebiet gilt demnach als international geächtetes Kriegsverbrechen.
Die Bilder und Videos des Angriffs, von Amnesty International verifiziert, zeigen charakteristische Rauchschleifen von Weißem Phosphor, die am 16. Oktober über Dheira niedergingen. Die Bewohnerinnen und Bewohner beschrieben die stundenlangen Angriffe mit Weißem Phosphor als die „schwarze Nacht“.
Die Analyse der Überreste ergab, dass die Munition in den USA hergestellt wurde, die Produktionscodes würden mit jenen des US-Militärs übereinstimmen. Israel erhält Milliarden von Dollar an militärischer Unterstützung aus den USA – und nicht nur die jüngsten Enthüllungen werfen Fragen über die Verwendung dieser Mittel auf.
Die Tatsache, dass die USA Phosphor-Munition an Israel liefern, löste international Empörung aus. Während Israel behauptet, die Waffen gemäß internationalem Recht einzusetzen, fordern Menschenrechtsorganisationen, dass die USA ihre militärische Hilfe an Israel einstellen müsse.
Selbst ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA äußerte sich besorgt über den Einsatz von Weißem Phosphor und kündigte an, weitere Informationen einzuholen.
Quelle: Washington Post / NTV