HomeInternationalesMassenproteste in Griechenland gegen Regierungspolitik

Massenproteste in Griechenland gegen Regierungspolitik

In Griechenland kam es erneut zu massiven Protesten gegen die Regierung und deren Umgang mit der Eisenbahnkatastrophe von Tempi. Mehr als eine Million Menschen gingen auf die Straße, um Gerechtigkeit für die Opfer zu fordern und gegen die staatliche Repression zu demonstrieren. Alleine in Athen sind rund 170.000 Menschen auf die Straße gegangen. Die Demonstrationen wurden von einem starken Polizeiaufgebot begleitet, das mit Tränengas, Wasserwerfern und Festnahmen reagierte.

Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE) machte die Regierung für die Eskalation der Gewalt verantwortlich und betonte, dass die Demonstranten nicht eingeschüchtert werden könnten. Auch der Generalsekretär der Partei, Dimitris Koutsoumbas, sprach auf einer Kundgebung auf dem Syntagma-Platz und forderte eine lückenlose Aufklärung der Tragödie sowie die Bestrafung der Verantwortlichen.

Bericht enthüllt neue Details zur Tragödie von Tempi

Parallel zu den Protesten wurde der offizielle Bericht des Nationalen Organisations für die Untersuchung von Luftfahrt- und Eisenbahnunfällen (EODASAM) veröffentlicht. Dieser Bericht deutet darauf hin, dass ein „bislang unbekannter Brennstoff“ möglicherweise die verheerende Feuersbrunst nach der Kollision verursacht hat. Laut den Experten gibt es keine Hinweise darauf, dass die technische Ausstattung der Züge für die Bildung der gigantischen Feuerkugel verantwortlich war.

Besonders brisant sind die Aussagen über den maroden Zustand der griechischen Eisenbahninfrastruktur. Der Bericht bestätigt die langjährigen Warnungen von Gewerkschaften und Experten, die bereits auf die gefährlichen Sicherheitsmängel hingewiesen hatten. So wurden gravierende technische Defekte und Personalmangel als wesentliche Faktoren für das Unglück identifiziert. Der zuständige Fahrdienstleiter habe unter extrem schwierigen Bedingungen arbeiten müssen, wobei zahlreiche Kommunikationsprobleme und technische Störungen seine Arbeit erschwerten.

Darüber hinaus wird die Rolle der staatlichen Eisenbahngesellschaft OSE scharf kritisiert. Der Bericht bemängelt, dass keine präventive Wartung der Kontroll‑, Fernsteuerungs- und Signalisierungssysteme vorgenommen wurde. Stattdessen seien lediglich notdürftige Reparaturen durchgeführt worden, wenn es bereits zu kritischen Ausfällen gekommen sei. Ebenso fehle eine strukturierte Überwachung der Fahrdienstleiter, sodass deren Fähigkeit zur sicheren Betriebsführung nicht gewährleistet sei.

Regierung unter Druck

Die Veröffentlichung des Berichts und die anhaltenden Proteste setzen die Regierung von Kyriakos Mitsotakis erheblich unter Druck. Seine jüngsten Äußerungen über das Unglück wurden von vielen als zynisch wahrgenommen. Kritiker werfen ihm vor, die Tragödie als „menschliches Versagen“ abzutun, um von den politischen und strukturellen Verantwortlichkeiten abzulenken.

Die Protestierenden fordern nicht nur die Bestrafung der Verantwortlichen, sondern auch eine grundlegende Neuausrichtung der Politik im Bereich der öffentlichen Verkehrsmittel. Viele sehen das Unglück als direkten Beweis für die gescheiterte Privatisierungspolitik und die Sparmaßnahmen im Zuge der EU-Vorgaben. Die Demonstrationen zeigen, dass die Wut über die soziale und wirtschaftliche Entwicklung des Landes weit über die Eisenbahnkatastrophe hinausgeht.

Der Druck auf die Regierung wächst – die kommenden Wochen werden zeigen, ob sie den Forderungen der Bevölkerung nachkommen wird oder weiterhin versucht, die Verantwortung abzuwälzen.

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