Der Inselstaat Nauru stellt in seiner Chinapolitik die völkerrechtskonforme UN-Position her: Die Beziehungen mit der „Republik China“ auf Taiwan werden abgebrochen, einziger Ansprechpartner ist nun die Volksrepublik.
Yaren/Taipeh. Der pazifische Inselstaat Nauru hat im Gefolge der Wahlen in der abtrünnigen chinesischen Provinz Taiwan der selbsternannten „Republik China“ die Anerkennung entzogen. Die Regierung in Yaren reagiert damit auf separatistische Ziele des neuen taiwanesischen Präsidenten Lai Ching-te und strebt nun offizielle Beziehungen mit der Volksrepublik China an.
Naurus Hinwendung zur VR China hat politische und ökonomische Hintergründe. Die 21 Quadratmeter große Insel in Mikronesien verspricht sich von einer wechselseitigen Unterstützung mit Peking entwicklungspolitische und wirtschaftliche Fortschritte. Gleichzeitig markiert die Umorientierung den Versuch, sich aus dem Einfluss Australiens und indirekt der USA zu befreien. So unbedeutend die kleine Koralleninsel auch erscheinen mag – es handelt sich bei dem gesamten Vorgang um eine relevante Facette der imperialistischen Konkurrenzsituation im Pazifik. Dies betrifft einerseits die geostrategische Position Naurus, andererseits auch die bedeutenden Phosphatvorkommen des Landes.
Damit sind es jetzt nur noch elf Staaten, die ihrerseits die „Republik China“ offiziell anerkennen. Diese umfassen die lateinamerikanischen bzw. karibischen Länder Paraguay, Guatemala, Belize, Haiti, St. Kitts und Nevis, St. Lucia sowie St. Vincent und die Grenadinen, die Königsdiktatur im südafrikanischen Swasiland sowie die Pazifikstaaten Palau, Tuvalu und die Marshallinseln. Dabei handelt es sich teilweise um „Überbleibsel“ des Kalten Krieges, teilweise um von Taiwan wortwörtlich erkaufte Beziehungen.
Dass nur die VR China und nicht das ehemalige konterrevolutionäre Kuomintang-Produkt „Republik China“ das chinesische Volk vertritt, wurde 1971 durch die UN-Resolution 2758 bestätigt, damals auch mit der Stimme Österreichs. Seither unterhalten 182 UNO-Mitglieder – darunter selbst die USA – ausschließlich diplomatische Beziehungen mit der Volksrepublik und erkennen damit das Ein-China-Prinzip an, wonach Taiwan eine abtrünnige Provinz ist. Diese Tatsache steht der von westlichen Medien – auch vom ORF – oft verbreiteten Suggestion entgegen, dass es anders wäre.
Quelle: ORF