Und schon wieder weg: Der inszenierte sozialdemokratische „Superstar“ Sanna Marin verliert die Parlamentswahl und ihr Amt als Ministerpräsidentin Finnlands.
Helsinki. Die finnische Ministerpräsidentin Marin wurde bei der Parlamentswahl am vergangenen Sonntag abgewählt. Nach der Neuseeländerin Jacinda Ardern kommt der internationalen Sozialdemokratie damit der nächste gehypte weibliche „Superstar“ abhanden. In ihrer etwas mehr als dreijährigen Amtszeit wurden die Medien und sozialdemokratische Organisationen nicht müde, uns die 37-jährige Marin als Erfolgsmodell, Ausnahmetalent und junge Hoffnungsträgerin zu präsentieren. Doch trotz ihrer angeblichen Brillanz und Beliebtheit landete sie bei der Wahl zum neuen finnischen Parlament nur auf Platz 3 – man hat wohl vergessen, die einheimische Wählerschaft zu informieren.
Wahlsieger ist die konservative „Nationale Sammlungspartei“ (KOK, 20,8%, 48 Mandate) vor den rechtsextremen „Basisfinnen“ (ehemals „Wahre Finnen“, PS, 20,1%, 46 Mandate). Die Sozialdemokratische Partei (SDP) kam auf 19,9 Prozent der Stimmen und 43 Sitze. Somit wird KOK-Vorsitzender Petteri Orpo neuer Ministerpräsident. Bei der Koalitionsbildung gibt es verschiedene Möglichkeiten, wobei es mit den Basisfinnen vermutlich schwierig wäre, weitere notwendige Partner zu finden. Einfacher wäre – so diese Parteien nicht die Opposition bevorzugen – eine Koalitionsregierung mit der liberalen Zentrumspartei (KESK) und der SDP, der Marin freilich nicht als Ministerin angehören würde.
Es war also wieder einmal nur ein kurzes Gastspiel einer nun schlagartig verglühten sozialdemokratischen Sternschnuppe ohne Substanz. Marin hat ihre Schuldigkeit getan, indem sie für das Kapital und den Westimperialismus zwei Aufgaben erfüllt hat, nämlich erstens den NATO-Beitritt Finnlands und zweitens die Vorbereitung der Rückkehr der Konservativen an die Macht. Jetzt kann sie gehen.
Quelle: Der Standard