Über 40 Kinder wurden schon vom Unterricht ausgeschlossen – vor allem wegen massiver Gewalt und Amokdrohungen. Expertinnen und Experten warnen und fordern mehr Prävention sowie zusätzliche Ressourcen.
Graz. Das aktuelle Schuljahr ist erst seit rund zehn Wochen im Gange, doch bereits jetzt wurde in der Steiermark ein neuer Höchststand bei Schulsuspendierungen erreicht. Mehr als 40 Suspendierungen sind bislang ausgesprochen worden – im gesamten vorangegangenen Schuljahr waren es etwas über 90.
Laut Ulrike Moser, der Leiterin der Schulpsychologie in der Bildungsdirektion Steiermark, wurden seit September 47 Anträge bearbeitet, in 42 Fällen sei eine Suspendierung erfolgt. Sie spricht von einem „deutlichen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr“. Zudem seien zwei Hauptgründe klar erkennbar: Der wichtigste Faktor sei „wirklich die Gewalt, die körperliche Gewalt in Kombination mit Amokdrohungen“. In den vergangenen Wochen habe es vor allem „körperliche Übergriffe massiver Art und diese Amokdrohungen“ gegeben.
Geographisch konzentrieren sich die Suspendierungen auf Graz, Graz-Umgebung und Voitsberg. Betroffen seien grundsätzlich alle Schulstufen, erklärte Moser. Es gebe aber „eine kleine Spitze […] in der vierten Klasse Volksschule und in der vierten Klasse MS – aber wirklich nur eine kleine Spitze“. Insgesamt zeigten die Fälle ein schulstufenübergreifend stabiles Bild.
Stärkerer Fokus: Prävention
Angesichts des jungen Alters vieler suspendierter Kinder appelliert Moser an einen stärkeren Fokus auf Prävention, beginnend bereits im Kindergarten. Durchschnittlich zwei bis vier Wochen verbringen die betroffenen Kinder im Begleitprojekt. „Die Kolleginnen von der Suspendierungsbegleitung arbeiten im Kolpingheim; die Schüler und Schülerinnen kommen täglich, mindestens dreimal in der Woche, in die Gruppe“, so Moser. Währenddessen finde „immer wieder“ der Austausch mit den Eltern statt.
Im Zentrum der Betreuung stehen Verhaltensreflexion und die Aufarbeitung der jeweiligen Probleme der Kinder. Die Rückmeldungen der Schulen seien positiv; Rückführungen ins Schulsystem funktionierten ebenso gut wie die Zusammenarbeit mit den Eltern. Gleichzeitig betonte Moser, dass es in Zukunft deutlich mehr Personal in der Schulsozialarbeit und in der Schulpsychologie brauchen werde.
Kinder leben nicht im luftleeren Raum
Man muss in diesem Zusammenhang immer wieder darauf hinweisen, dass die beschriebenen Entwicklungen kein Zufall, sondern Ausdruck grundlegender Probleme des kapitalistischen Systems sind. Ein auf Konkurrenz, Leistungsdruck und soziale Ungleichheit aufgebautes Umfeld setzt bereits junge Menschen unter Stress und lässt Konflikte schneller eskalieren. In einem Klima, in dem viele Familien mit ökonomischen Sorgen kämpfen und gesellschaftliche Spaltungen zunehmen, fehlt Kindern oft der Raum für emotionale Stabilität – mit der Folge, dass sich manche zunehmend brutalisieren und Aggression als Ausdrucksmittel nutzen.
Quelle: ORF

















































































