Wien/Graz. Nach dem tragischen Tod eines 14-jährigen Mädchens, das mit Medikamenten im Blut gefunden wurde, ist die Sorge über den zunehmenden Missbrauch von Beruhigungsmitteln wie Benzodiazepinen unter Jugendlichen groß. Die Wiener Stadtverwaltung hat nun eine Taskforce ins Leben gerufen, um der beunruhigenden Entwicklung entgegenzuwirken. Die drastische Zunahme von Notfalleinsätzen wegen Drogenmissbrauchs bei Jugendlichen, die sich in den letzten fünf Jahren mehr als verdreifacht haben, unterstreicht die Dringlichkeit.
Ewald Lochner, der Wiener Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen, hebt hervor, dass der Konsum von Benzodiazepinen, oft in Kombination mit anderen Substanzen, deutlich zugenommen hat. Diese Substanzen werden teilweise exzessiv und in gefährlichen Mischungen konsumiert, was eine problematische Entwicklung im Konsumverhalten der Jugendlichen darstellt. Diese Situation ist umso besorgniserregender, da viele der betroffenen Jugendlichen bereits psychische Vorerkrankungen haben.
In Graz macht Ulf Zeder, Suchtkoordinator der Stadt, auf die tieferen sozialen und psychologischen Ursachen des Medikamentenmissbrauchs aufmerksam. Er sieht die Zunahme der Abhängigkeit als direkte Folge der Isolation und der sozialen Herausforderungen, die junge Menschen in den letzten Jahren, besonders während der Covid-Pandemie, erlebt haben. Zeder plädiert für Ansätze, die über reine Kontrollmaßnahmen hinausgehen und stattdessen auf Dialog, Aufklärung und die Stärkung der psychosozialen Unterstützung abzielen.
Die Wiener Taskforce und die damit verbundene Arbeitsgruppe zielen darauf ab, auf die spezifischen Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Medikamentenmissbrauch zu reagieren. „In Wien ist es über Anlassfälle losgetreten worden, da ist viel Hysterie im Spiel. Man macht eine Taskforce. Aber meine Voraussage ist, dass es an basalen Dingen mangelt“, erklärt Zeder. „So kitschig es klingt: Man braucht, egal wie alt man ist, Zeit, Zuwendung und Zärtlichkeit von seiner Umwelt.“ Gerade daran fehle es jungen Menschen oft, so der Suchtkoordinator.