HomeKlassenkampfMAN Steyr: Nach Übernahme müssen Beschäftigte in Kurzarbeit

MAN Steyr: Nach Übernahme müssen Beschäftigte in Kurzarbeit

Steyr. Der LKW-Produktionsstandort MAN in Steyr hat seit Monatsbeginn mit Siegfried Wolf einen neuen Eigentümer – und auch einen neuen Namen, nämlich Steyr Automotive. Dass das für viele Kolleginnen und Kollegen des Konzerns keine guten Nachrichten sind, ist hinlänglich bekannt. Zum viel zelebrierten Neustart des Unternehmens verkündet Wolf sogleich neue Maßnahmen, die unter der Belegschaft wohl kaum für Zuversicht sorgen dürften: Die Kolleginnen und Kollegen müssen in Kurzarbeit.

Wolf verkündete zwar, dass er hoffe, dass man „mit Halbarbeit“ im September „über die Runden komme“, ob die Kurzarbeit im Oktober dann aber tatsächlich endet, steht in den Sternen. Bekanntlich wurde den betroffenen Kolleginnen und Kollegen in Steyr schon viel erzählt, was ihre Zukunft anbelangt; sie wissen mittlerweile wohl wirklich am besten, welche dieser Geschichten sie glauben können und welche nicht. Jedenfalls sei, so heißt es zumindest, der weltweite Mangel an Halbleitern der Grund dafür, dass die Kurzarbeit nötig geworden sei. Auch BMW in Steyr hatte unter diesem Vorwand am Dienstag 800 Beschäftigte zur Kurzarbeit angemeldet.

Obwohl die Belegschaft des Automobilkonzern MAN in Steyr den ursprünglichen Plänen des neuen Investors Siegfried Wolf einen Strich durch die Rechnung gemacht hat und sein Kaufangebot mit übergroßer Mehrheit abgelehnt hat, kam die Übernahme schließlich doch zustande. Die Landespolitik, die Gewerkschaftsführung und lokale Politiker feierten diesen „Erfolg“, die Kolleginnen und Kollegen von MAN Steyr wurden hingegen gar nicht mehr gefragt. Von der 1.900 Personen umfassenden Stammbelegschaft sollen 500 ihren Arbeitsplatz verlieren. Jene Kolleginnen und Kollegen, die den Vertrag beim neuen Unternehmenseigentümer unterschreiben, erhalten zwar eine „Übertrittsprämie“ von 10.000 Euro, müssen dann aber deutlich spürbare Einschnitte bei den Nettolöhnen schlucken. Arbeiterinnen und Arbeiter wird bis zu 15 Prozent von ihrem Nettolohn gestrichen, die Angestellten müssen auf sämtliche Überstundenpauschalen und auf 10 Prozent vom Bruttobezug verzichten. Die Kolleginnen und Kollegen, die nach den Unternehmensplänen zwar ihren Job behalten sollen, stehen einmal mehr vor der Wahl zwischen Pest und Cholera. Denn als nichts anderes ist das als „Übernahmeprämie“ titulierte Erpressungsangebot zu verstehen.

Dass die Übernahme durch Wolf ohnehin ein abgekartetes Spiel gewesen sein dürfte, hatte Otto Bruckner, Stv. Vorsitzender der Partei der Arbeit, in einem Kommentar bereits mehr als anschaulich aufgezeigt. Gewonnen haben letztlich nämlich nur die Kapitalisten. Hingegen wurden sämtliche Entscheidungen, die im Zuge der Übernahme des Standorts gefallen sind, auf Kosten der Beschäftigten getroffen. So auch die neuerliche Maßnahme der Kurzarbeit. Denn die Kolleginnen und Kollegen erhalten nicht nur weniger Lohn, letztlich dürfen bzw. müssen sie sich die Kurzarbeit indirekt selbst bezahlen. Kurzarbeit wird schließlich vom Staatshaushalt finanziert, also durch Steuern, deren Last insbesondere von der Arbeiterklasse getragen wird.

Quelle: MSN

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