Niederösterreich. Am Mittwochvormittag gegen 9:00 Uhr kam es auf einer Baustelle der Wiener Netze in Mödling zu einem Gasaustritt. Zwei Arbeiter waren in einer rund zwei Meter tiefen, ausgehobenen Grube mit Arbeiten an einer unterirdischen Gasleitung beschäftigt, als Gas austrat. Beide Männer wurden laut Polizei bewusstlos. Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Mödling bargen die Verunfallten unter Atemschutz aus dem Gefahrenbereich. Für einen der Arbeiter kam jede Hilfe zu spät; der zweite wurde schwer verletzt, auf die Intensivstation gebracht und befindet sich in kritischem Zustand, wie am Nachmittag auf Nachfrage bestätigt wurde.
Feuerwehrleute und Polizistinnen bzw. Polizisten evakuierten vorsorglich die umliegenden Häuser. Bis zum Eintreffen von Spezialkräften des Energieversorgers dichteten die Einsatzkräfte die betroffene Leitung provisorisch ab. Kurz vor 12:00 Uhr teilte Polizeisprecher Johann Baumschlager mit, dass „keine Gefahr für die Bevölkerung“ mehr bestehe und die Gasleitung wieder dicht sei. Die Wiener Netze zeigten sich bestürzt und sprachen den Angehörigen ihr Mitgefühl aus. Zunächst kursierende Meldungen über eine Explosion in der Baugrube bestätigten sich nicht; nach Angaben der Polizei hat eine Explosion nicht stattgefunden. Die genauen Umstände ermittelt die Polizei, die Untersuchungen zum Unfallhergang laufen „auf Hochtouren“, so die Wiener Netze.
So sachlich die Chronologie des Arbeitsunfalls ist, so politisch sind seine Bedingungen. Wo Arbeiterinnen und Arbeiter in engen Gruben an kritischer Infrastruktur arbeiten, entscheidet systematischer Arbeits- und Gesundheitsschutz über Leben und Tod. In der kapitalistischen Produktionskette – ob durch Eigenleistung oder über Subunternehmen – erzeugen Kostendruck, Terminvorgaben und zersplitterte Verantwortlichkeiten strukturelle Risiken. Sicherheit wird zur „Variable“, die unter Konkurrenzbedingungen allzu leicht nachgibt.
Der heutige Einsatz hat gezeigt, wie professionell Feuerwehrleute und Rettungskräfte arbeiten. Doch sie dürfen nicht das letzte Schutznetz einer Produktionsweise sein, die aus den Menschen am Bau austauschbare Risiken macht. Jede und jeder Getötete am Arbeitsplatz ist kein „Betriebsunfall“, sondern Ausdruck eines Systems, das Profite systematisch über Sicherheit stellt. Konsequenzen müssen über Beileidsbekundungen hinausgehen – damit Arbeiterinnen und Arbeiter lebend von der Baustelle heimkehren.
Quelle: ORF