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Quarantäneskandal bei 24h-Pflegerinnen

Die Bedingungen, unter denen die mit Sonderflug ins Land gebrachten 24h-Pflegerinnen in Quarantäne gehalten wurden, sind skandalträchtig. Das zuständige Gesundheitsministerium weiß von nichts. Die rumänische Regierung weiß auch nichts vom Plan der österreichischen Ministerin Köstinger, einen Sonderzug mit Pflegerinnen ins Land zu holen.

Wie das Magazin Moment. berichtet, saßen jene 231 24h-Betreuerinnen, die vom Land Niederösterreich mit einem Sonderflug aus Rumänien ins Land geholt wurden, zwei Wochen in Niederösterreich unter fragwürdigen Umständen in Quarantäne: Keine Isolation, Übernachten in Mehrbettzimmern, Essen am Buffet, keine Schutzmasken, keine Handschuhe, nur ein Fläschchen Desinfektionsmittel. Dazu keine medizinische Betreuung und nur einmal Fiebermessen bei der Ankunft. Das Land Niederösterreich fühlt sich nicht verantwortlich, die Wirtschaftskammer duckt sich weg. Für die Chefin einer Pflegeagentur war dagegen alles „perfekt organisiert“.

Als die Betreuerinnen in Wien-Schwechat landeten, wurden sie von den Pflegeagenturen, die sie angefordert hatten, in Empfang genommen. Ein Amtsarzt war anwesend, kontrollierte die Betreuerinnen auf Symptome einer COVID-19-Erkrankung, maß also im Wesentlichen Fieber. Danach ging es für die Betreuerinnen in ein Hotel in der Nähe des Flughafens für eine zweiwöchige Quarantäne. Bis hierhin war das zwar eine mindestens umstrittene Hauruck-Aktion. Wie sie durchgeführt wurde, entsprach aber den von Gesundheitsämtern herausgegebenen Vorgaben für Quarantänemaßnahmen, die jetzt bei Einreisen nach Österreich obligatorisch sind.

Doch danach lief alles aus dem Ruder. Die Betreuerinnen hätten teilweise zu zweit oder zu dritt in den Hotelzimmern gewohnt. Einen Arzt oder eine Ärztin sahen sie außer direkt nach der Landung in Wien nicht mehr. Auch nicht, als die Quarantäne um Punkt 24 Uhr am Ostermontag beendet war. Essen gab es vom Buffet, wo alle das Besteck anfassten. Handschuhe und Masken seien auch nicht verteilt worden. 

Kein Cent Bezahlung für 2 Wochen Quarantäne

So seien die Mahlzeiten – es gab Frühstück und Mittag, aber kein Abendessen – in großen Gruppen an einem Buffet eingenommen worden. „Das heißt, alle haben das Besteck angefasst, als sie sich das Essen genommen haben“, sagt eine Frau, die wie alle nur anonym zitiert werden möchte. Es seien keine Handschuhe und keine Masken verteilt worden. Pro Stockwerk hätte ein Wischmob und eine Flasche Waschmittel bereit gestanden. Im Flugzeug sei ihnen eine winzige Flasche Desinfektionsmittel gegeben worden, das war’s.

Theoretisch hätten sie streng isoliert im Zimmer bleiben müssen, praktisch war das unmöglich. „Ich habe streng die Regeln eingehalten. Aber das war egal, weil ich mich jederzeit beim Essen angesteckt haben könnte“, sagt die Betreuerin. Für sie war die Quarantäne verschenkte Zeit. Es waren zudem zwei Wochen, für die sie mit keinem Cent bezahlt oder entschädigt worden sind.

Das Magazin Moment. konfrontierte das zuständige Gesundheitsministerium mit den laxen Quarantäneregeln, das natürlich von nichts wusste, aber zusagte, sich um die Nichteinhaltung der Quarantäneregeln zu kümmern, sollte es davon erfahren. Ob sie es durch die Information, die ihnen der recherchierende Journalist gab, „erfahren“ haben, bleibt unklar.

Währenddessen kündigte Ministerin Karoline Edtstadler (wohl in ihrer Eigenschaft als Europa-Staatssekretärin) an, dass die nächste Schicht an Betreuerinnen mit einem Sonderzug nach Österreich gebracht werden soll, und das mit der rumänischen Regierung vereinbart sei. In Bukarest wusste allerdings niemand davon, außerdem gelten dort bis zum 15. Mai strenge Regeln bezüglich Ausreise, die das Vorhaben der österreichischen Regierung, die Pflegerinnen am 4. Mai ins Land zu bringen, so gut wie unmöglich machen.

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