Nach einer Reihe von fragwürdigen Deals, Pleiten und Baustopps geraten René Benkos geschäftliche Fähigkeiten selbst bei seinen Mitgesellschaftern in Zweifel. Sie fordern die Abgabe seiner Stimmrechte in der Signa Holding. Hat sich der Spekulant verspekuliert?
Wien/Innsbruck. Der Tiroler Immobilieninvestor und vermeintliche Selfmade-Milliardär René Benko kommt momentan nicht aus den negativen Schlagzeilen. Es geht hierbei darum, dass nach dem Ausverkauf von Galeria Karstadt Kaufhof, den Turbulenzen der Kika/Leiner-Pleite und der Insolvenz des Sporthändlers Signa Sports United nun auch im Immobiliengeschäft die Fassade im Hause Benko zu bröckeln scheint. Die Mitgesellschafter der Signa Holding haben den Firmengründer diese sogar Woche in einem persönlichen Schreiben aufgefordert, sich aus der Führung der Signa-Gruppe zurückzuziehen. Er solle seine Stimmrechte an einen Treuhänder übergeben.
Zuvor war es zu prominenten Baustopps in Deutschland gekommen. Der Hamburger Elbtower wurde zumindest zeitweise auf Eis gelegt. Bisher sind etwa 100 Meter des milliardenteuren Wolkenkratzers gebaut, was noch nicht einmal die Hälfte ist. Auch die Bautätigkeiten am Areal der alten Sportarena in der Stuttgarter Königstraße wurde gestoppt – und die Liste könnte weiter geführt werden.
Mit der Signa Development Selection AG geriet jüngst ein weiteres Unternehmen aus dem Immobilienimperium des Milliardärs in die roten Zahlen. Ein Vorstand trat deswegen zurück. Das berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch unter Bezug auf den Finanzbericht des Unternehmens. Die liquiden Mittel seien seit Jahresbeginn von 125 Millionen Euro auf 32 Millionen geschrumpft. Dies hängt den Berichten zufolge mit der Neubewertung von Immobilien zusammen. Unternehmenssprecher reagierten bislang nicht auf Anfragen verschiedener Medien.
Die Schweizer Signa Retail Selection AG schrieb laut Jahresabschluss zum 30. September 2022 einen Verlust von 1,394 Milliarden Euro. Die deutsche Handelskette Galeria Karstadt Kaufhof, hat binnen drei Jahren zweimal Insolvenz anmeldet. Die deutschen Steuerzahlerinnen und ‑zahler haben über den Wirtschafts- und Stabilitätsfonds rund 700 Millionen Euro an Staatshilfen für Benko & Co. ausgelegt, und die Beschäftigten haben im Zuge der „Sanierungsmaßnahmen“ des Tiroler Eigentümers René Benko viele Einbußen hingenommen – ohne den gewünschten Erfolg. Benkos Imperium scheint trotz all dieser Unterstützung nicht zur Ruhe zu kommen und es bröckelt mittlerweile auch immer stärker an der Fassade.
Der „Sanierungsexperte“ Arndt Geiwitz soll nun das Ruder der Signa Holding übernehmen, er wurde von Benko bereits als Berater an Bord geholt. Hans Peter Haselsteiner sagte gegenüber Ö1, dass Geiwitz das Vertrauen der Gesellschafter hätte. Ob der „Sanierungsexperte“ das bröckelnde Immobiliengeschäft kitten kann, bleibt offen. Er hat durch die Abwicklung von Schlecker und Galeria Karstadt Kaufhof einen Namen gemacht, also weiß man, was sich die abhängig Beschäftigten von ihm erwarten können, nämlich finanzielle Einbußen und Arbeitslosigkeit.
Quelle: OÖ Nachrichten/OÖ Nachrichten