Ein Fall von offener Frauen- und Islamfeindlichkeit in Schärding zeigt, wie tief gesellschaftliche Spaltung reicht – und wie wichtig es ist, dass rassistische Gewalt nicht folgenlos bleibt.
Ried. Ein 66-jähriger Mann, der im April auf dem Schärdinger Wochenmarkt eine Muslima aufgrund ihres Glaubens heftig beleidigt und körperlich angegriffen haben soll, wurde am Montag vom Landesgericht Ried zu einer Freiheitsstrafe von zehn Monaten verurteilt – bedingt auf drei Jahre.
Der Verteidiger legte volle Berufung ein, während die Staatsanwaltschaft keine Stellungnahme abgab. Das Urteil ist daher noch nicht rechtskräftig.
Zum ersten Verhandlungstermin war der Angeklagte ferngeblieben, da er laut eigener Aussage einen „islamischen Schauprozess“ befürchtete, was noch einmal verdeutlicht, wie weit fernab der Realität sich der Mensch immer noch befindet – eine Realität, in der es wohl normal wäre, eine Frau auf offener Straße zu attackieren und zu beleidigen.
Beim zweiten Termin erschien er gemeinsam mit seinem Anwalt. Im Strafantrag wurden ihm Verhetzung, Nötigung und Körperverletzung vorgeworfen – Delikte, für die völlig zu Recht eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren vorgesehen wäre.
Nachgewiesene Handgreiflichkeit und Demütigung
Dem 66-jährigen Deutschen wird vorgeworfen, am 17. April auf dem Wochenmarkt in Schärding eine Frau mit Kopftuch lautstark beschimpft und sie gezielt wegen ihres islamischen Glaubens beleidigt und erniedrigt zu haben. Anschließend soll er sie gewaltsam gepackt haben, um ihr ein Stück Wurst in den Mund zu stecken.
Die Frau erlitt bei dem Angriff Verletzungen an Hand und Gesicht, die ärztlich bestätigt wurden. Nach Einschätzung der Richterin machte die Zeugin einen glaubwürdigeren Eindruck als der Angeklagte. Zugunsten des Mannes wurde jedoch seine bisherige Unbescholtenheit in Österreich gewertet.
Dem Opfer, einer in Österreich geborenen Muslimin mit einwandfreien Deutschkenntnissen, wurde außerdem ein Teilschmerzensgeld von 1.000 Euro zugesprochen. Es zeigt sich wieder, dass Rassismus ein Produkt kapitalistischer Verhältnisse ist, die Menschen gegeneinander ausspielen und spalten, um bestehende Machtstrukturen zu sichern. Umso wichtiger ist es, dass solch grausames Verhalten juristisch geahndet und auch aufgezeigt wird, wer tatsächlich nicht in der Gesellschaft integriert ist und wer schon.
Quelle: ORF