Ehemalige Häftlinge und die Volksanwaltschaft üben scharfe Kritik an den schlechten Zuständen, insbesondere der Hygiene, in der Justizanstalt Klagenfurt, während der Leiter Josef Gramm die Kritik teilweise anerkennt, aber die medizinische Versorgung als gut bezeichnet. Der geplante Neubau wird als notwendig erachtet, um die Bedingungen zu verbessern und die Resozialisierung der Insassen zu fördern.
Klagenfurt. Ehemalige Gefangene und die Volksanwaltschaft üben Kritik an den Verhältnissen in österreichischen Gefängnissen, insbesondere in Klagenfurt, wo die Zustände als äußerst schlecht beschrieben werden.
Alois Fischer, der in der Justizanstalt Klagenfurt inhaftiert war, berichtete, dass die medizinische Versorgung schlecht gewesen sei und es an Hygiene gemangelt habe. Er bezeichnete das Gefängnis als „schäbig“ und sagte, dass Tiere frei herumgelaufen, die Wände verschmiert und der Boden beschädigt gewesen seien. „Ich glaube, wenn man hier einen Hund einsperren würde, wäre das Tierschutzamt sofort zur Stelle und würde Anzeige erstatten“, so Fischer.
„Unterirdische“ Zustände
Obwohl seine Haft bereits eineinhalb Jahre zurückliegt, kämpfe er noch immer mit den Folgen. Wegen Platzmangels sei er mit fünf weiteren Insassen in einem ehemaligen Fitnesscenter untergebracht worden.
Auch die für den Justizbereich zuständige Volksanwältin Gaby Schwarz äußerte scharfe Kritik. Sie betonte, dass der Neubau der Justizanstalt Klagenfurt dringend notwendig sei, obwohl dieser teilweise als „Luxusknast“ bezeichnet werde. Schwarz erklärte, die Zustände in Klagenfurt seien katastrophal gewesen. Wenn von Kakerlaken und unvorstellbar schlechten hygienischen Verhältnissen die Rede sei, sei ein Neubau unumgänglich, was ihrer Meinung nach „nichts mit Luxus“ zu tun hat.
Kritik möglich, aber nicht beachtet
Josef Gramm, der Leiter der Justizanstalt Klagenfurt, gab zu, dass einige der Kritikpunkte, insbesondere in Bezug auf die Hygiene, berechtigt sein könnten. Er erklärte, dass die Justizanstalt Klagenfurt ein sehr altes Gebäude sei, das stark abgenutzt und veraltet wirke. Daher sei es möglich, dass die sanitären Einrichtungen nicht mehr dem neuesten Standard entsprächen.
Gramm zeigte jedoch kein Verständnis für die Kritik an der medizinischen Versorgung, die seiner Meinung nach gut bis sehr gut sei. Er erklärte, dass der Neubau mehr Platz schaffen würde, was wiederum zu einer besseren Beschäftigung der Insassen und damit zu einer effektiveren Resozialisierung führen könnte. Zudem betonte er, dass jeder Insasse die Möglichkeit habe, Beschwerden vorzubringen, denen dann auch nachgegangen werde. Gramm gab dabei aber zu, dass über 95 Prozent der Beschwerden in der Justizanstalt als unbegründet angesehen würden, wodurch die Beschwerdemöglichkeiten in Wirklichkeit ja ad absurdum geführt werden.
Quelle: ORF