St. Pölten. Nach erneuten Funden mutmaßlich falsch gelagerter Abfälle in einer Mülldeponie in St. Pölten fordert die Umweltschutzorganisation Greenpeace eine umfangreichere Ausweitung der behördlichen Ermittlungen. In den vergangenen Tagen hatte sie anhand von Luft- und Satellitenbildern insgesamt vier zusätzliche Verdachtsflächen in dem Areal identifiziert, auf denen Restmüll möglicherweise illegal deponiert wurde.
Greenpeace drängt darauf, dass der Suchradius „um etwa das Doppelte“ vergrößert wird – eine Forderung, die über das bisherige Vorgehen hinausgeht. Damit wolle man gewährleisten, dass auch jene Bereiche untersucht werden, die unter Umständen beim ersten Durchgang übersehen wurden. Die Umweltschutzorganisation erinnert daran, dass es bei der unangekündigten Überprüfung Mitte Dezember bereits zu konkreten Funden kam. Diese Entdeckungen waren laut den Behörden so gravierend, dass die Deponie vorläufig geschlossen wurde, um weitere Erhebungen durchzuführen.
Der Deponiebetreiber, die Zöchling Abfallverwertung GmbH aus Hainfeld (Bezirk Lilienfeld), sieht sich indes zu Unrecht an den Pranger gestellt. In einer Aussendung am Freitag wies das Unternehmen die Vorwürfe der Umweltschutzorganisation als „haltlos und spekulativ“ zurück. Man habe den Behörden volle Kooperation zugesagt und betonte, nie eine Umweltgefährdung verursacht zu haben. „Ein Austritt von Gasen oder eine Beeinträchtigung des Grundwassers könne ausgeschlossen werden, heißt es seitens Zöchling. Darüber hinaus rechtfertigt sich das Unternehmen, dass man die Deponie erst 2019 von der Stadt St. Pölten übernommen und seitdem unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten umgebaut habe.
Greenpeace spricht von einem „großflächigen Umbau“ seit dem Betreiberwechsel, der nach Ansicht der Organisation keineswegs nur einem harmlosen Modernisierungsplan geschuldet sein könnte. Laut Zöchling hat man allerdings mit dem Kauf der Deponie „Am Ziegelofen“ auch die Verpflichtung zur Sicherung, Rekultivierung und Nachsorge übernommen, wodurch Veränderungen der Struktur erforderlich wurden. Aus Sicht des Unternehmens ist das Vorgehen behördlich genehmigt und mit den Lagervorschriften vereinbar.
Von Seiten der niederösterreichischen Umwelt- und Anlagenbehörde bestätigte Abteilungsleiter Leopold Schalhas, dass die Auswertungen von Greenpeace „keine Überraschung“ seien. Bereits der Hauptschüttbereich der Deponie wurde intensiv untersucht, nun folgen weitere Prüfungen in den Bereichen, auf die sich Greenpeace bezieht.
Im Kern geht es laut Greenpeace um Restmüll, der angeblich ohne oder mit unzureichender Vorbehandlung abgelagert worden sein könnte. Normalerweise müsse Restmüll entsprechend aufbereitet werden, bevor er auf einer Deponie landet, so die Organisation. Andernfalls könne es zu Umweltrisiken kommen. Die bisherigen Funde hatten nach Auskunft des Landes den Verdacht erregt, dass genau solche ungefilterten oder unvollständig behandelten Abfälle in der Deponie gelandet sind.
Während sich Greenpeace für weitere und tiefergehende Untersuchungen starkmacht, will das Land Niederösterreich die bereits angekündigten Prüfschritte Mitte Februar abschließen. Erst dann werde man feststellen können, ob sich der Verdacht auf illegale Ablagerungen in großem Stil bestätigt. Sollte das so sein, sind weitere Verfahren gegen den Betreiber nicht auszuschließen.
Quelle: ORF