Nachdem der Bürger Karl Habsburg-Lothringen einen dreisten Diebstahl seiner kaiserlichen Großeltern gestand, steht fest: Der “Habsburgerschatz” rund um den gelben Florentiner muss nun nach Österreich zurückkehren.
Québec/Wien. Inzwischen wissen wir: Der spektakulär anmutende Einbruch in den Pariser Louvre war doch das Werk von Dilettanten. Wahre Profis bestehlen einfach die eigene Schatzkammer – so geschehen in Österreich 1918.
Nachdem man in Österreich den monarchischen und aristokratischen Ballast abgeworfen und am 12. November 1918 die Republik ausgerufen hatte – dies durfte ein gewisser Franz Dinghofer vor dem Parlamentsgebäude tun – verließen die bis dahin regierenden Habsburger das Land. Zunächst ging es in die Schweiz, dann nach Madeira, wo Ex-Kaiser Karl 1922 verstarb, 1929 nach Belgien, 1940 nach Kanada. Was kaum jemand wusste: Ex-Kaiserin Zita (1892–1989) hatte, auf Veranlassung des Gatten, die ganze Zeit über Diebesgut im Gepäck, nämlich einen Teil des kaiserlichen Diamantschatzes, inklusive des berühmten “gelben Florentiners”. Dieser wertvolle Schmuck war wenige Tage vor der Republiksgründung auf mysteriöse Weise aus den Ausstellungsvitrinen in der Hofburg verschwunden – und niemand wusste seither, wo er sich befand. Nun ist die (ziemlich übertrieben) als “Habsburgerschatz” betitelte Sammlung wieder aufgetaucht, nämlich in einem Schließfach im kanadischen Québec.
Dies gab der Bürger Karl Habsburg-Lothringen in seiner Funktion als Familienoberhaupt in dieser Woche der Öffentlichkeit bekannt – und er erläuterte auch ein paar Hintergründe: Seine Großeltern Karl und Zita hatten den Schatz entnommen und somit “gerettet” (wovor eigentlich?), nur jeweils zwei Onkel wussten davon und waren von Zita angehalten, die Sache bis 100 Jahre nach dem Tod des letzten Kaisers geheim zu halten. Nun ist also die Wahrheit aufgedeckt, in Kanada plant man bereits Ausstellungen, und Herr Habsburg-Lothringen erklärt im ORF, dass natürlich alle Besitzrechte unstrittig seien: Es handele sich zweifelsfrei um Privatbesitz der Habsburger, der völlig zurecht aus dem Staats- und Hofschatz entnommen worden wäre. Kurz: Man hat kein Unrechtsbewusstsein und will nichts zurückgeben.
Doch so einfach, wie sich das der Möchtegern-Thronerbe vorstellt, ist es freilich nicht. Der Staatsschatz des Kaisertums Österreich ging 1918 natürlich über in das Eigentum der Republik, und 1919 wurde, nach Karls Widerruf des Thronverzichts, die Familie Habsburg per demokratischer Beschlussfassung im Parlament enteignet. Somit dürfte – so oder so – recht eindeutig feststehen, dass die in Québec versteckten Schmuckstücke und insbesondere der Florentiner der Republik Österreich gehören. Und natürlich wussten das auch Karl und Zita ebenso gut, wie es Herr Habsburg-Lothringen heute weiß. Warum sonst hätte man auch in einer Nacht-und-Nebel-Aktion die fraglichen Vitrinen in der Hofburg leergeräumt, die Sammlung auf klandestinen Wegen außer Landes geschafft und dann für über 100 Jahre ein Geheimnis daraus gemacht? Da steckt doch einige kriminelle Energie dahinter. Die Wahrheit ist: Es handelt sich schlicht und ergreifend um Diebesgut, das seinen rechtmäßigen Platz nun wieder in der Schatzkammer in Wien finden muss.
Aber Herr Habsburg-Lothringen lebt eben in der Welt von vorgestern. Für fast 650 Jahre hat seine Familie – von Gottes Gnaden! – mit aristokratischen Handlangern die österreichische Bevölkerung unterdrückt und nach Strich und Faden ausgebeutet, die Kronländer ausgeplündert und ausgeblutet, den hart arbeitenden Menschen ein immenses Vermögen abgepresst, einen Schatz zusammengeklaut. Diese dunkle Zeit der Habsburger-Tyrannei endete sozusagen standesgemäß mit einem bis dahin beispiellosen Inferno, dem Ersten Weltkrieg, mit 16 Millionen Toten, davon zwei Millionen Untertanen der Habsburger. Für dieses Gemetzel ist letztlich der gerne verklärte Kaiser Franz-Joseph verantwortlich, in Komplizenschaft mit seinem deutschen Amtskollegen. Der Völkerkerker der Habsburgermonarchie landete 1918 zurecht auf der Müllhalde der Geschichte.
Doch selbst in ihren letzten Tagen an der Macht hatten die Habsburger den aufbegehrenden Pöbel nochmals bestohlen, ehe sie außer Landes gejagt wurden. Und wie wir jetzt erfahren: Man vertuschte diesen Diebstahl völlig bewusst, versteckte den Diamantschatz in einem geheimen Schließfach in Kanada – und behauptet jetzt in dreister Manier, alles sei mit rechten Dingen zugegangen. Ganze 107 Jahre nach der Republiksgründung können die Habsburger also immer noch nicht ihre Klauen vom Eigentum des österreichischen Volkes lassen, obwohl sie eh auf einem „Familienfonds“ von über 100 Millionen Euro sitzen. Fast möchte man konstatieren, dass die Habsburger – oder zumindest Teile von ihnen – auch in der Gegenwart nichts anderes darstellen als vor 600 Jahren, nämlich eine Spezialform der organisierten Kriminalität. Selbsternannte “adelige” Ausbeuter des werktätigen Volkes. Die Untertanen hatten seinerzeit schon das richtige Wort dafür: Räuberbande.
Die österreichische Bundesregierung sollte so bald wie möglich dafür sorgen, dass der Raubzug vom November 1918 rückgängig gemacht wird. Das Diebesgut muss nach Österreich zurückkehren.
Quelle: ORF

















































































