Wien. Aus dem „Kreisky-Zimmer“ im Bundeskanzleramt war am vergangenen Sonntag ein „Wohlfühlinterview“ mit Karl Nehammer zu hören. In Claudia Stöckls Ö3-„Frühstück bei mir“ durfte sich Karl Nehammer als der nette Herr Karl präsentieren und ein wenig auf die menschliche Seite seiner desaströsen Kanzlerschaft eingehen.
Kein ernsthaftes Thema war die galoppierende Inflation, die jetzt schon viele Haushalte in die Verzweiflung treibt. Nicht nur das, keine der Krisen, mit denen Österreich, Europa und die Welt derzeit konfrontiert sind, wurde ernsthaft angesprochen. Aber der Kanzler durfte dümmliche Sätze wie diese loswerden: „Meine persönlich größte Krise in diesen 200 Tagen war die Erkenntnis, dass wir multiple Krisen haben, die zu bewältigen sind. Da sagt man oft: Wow, Wahnsinn – was geht da gerade ab?“
Dafür erfuhren wir, dass die zwei Beamten der Spezialeinheit Cobra, die sich mit der Kanzlergattin in der Nehammerschen Wohnung betranken und anschließend einen Verkehrsunfall bauten, keine Jugendlichen mehr sind, sondern „Anti-Terror-Spezialisten“. Eine kritische Frage zu den anfänglichen Vertuschungsversuchen des Kanzlers und seiner Gattin blieb natürlich aus.
Ebenso blieben dem Bundeskanzler kritische Fragen zu den zahlreichen Affären seiner Partei erspart. Claudia Stöckl ist genau das, was die ÖVP jetzt braucht: eine verständnisvolle, unkritische journalistische Begleitung. Aber die gibt es nicht nur von ihr. Trotzdem drohen nach aktuellen Umfragen der ÖVP ein Drittel der Wähler davonzulaufen.
Quelle: oe3.orf.at