Karl Mahrer wurde vergangenen Freitag zum Nachfolger von Gernot Blümel als Obmann der Hauptstadt-Türkisen gewählt. Bei der Gelegenheit wurde frömmelnd und mit Priesterunterstützung Gott um ein Ende der Korruption gebeten – dabei ermitteln wegen Korruptionsverdacht irdische Instanzen gegen Mahrer.
Wien. Für die ÖVP ist es nicht ungewöhnlich, sich von Geistlichen am Parteitag etwas vorbeten zu lassen. Doch dass die Wiener ÖVP ausgerechnet gegen Korruption beten lässt – so geschehen vergangenen Freitag am Landesparteitag – ist durchaus als dreist zu bezeichnen. Denn sowohl der bisherige als auch der jetzige Parteichef (von der Bundes-ÖVP ganz zu schweigen) kommen diesbezüglich nicht zwingend als Unschuldslämmer davon.
Der frühere Landesparteiobmann, Gernot Blümel, geriet neben seiner Inkompetenz als Finanzminister durch SMS-Verkehr mit Novomatic-Chef Harald Neumann rund um rechtliche Probleme und eine „Spende“ ins Visier der Korruptionsermittler. Auch sein nunmehriger Nachfolger Harald Mahrer wird von der Wirtschafts- und Korruptions-Staatsanwaltschaft verdächtigt. Wenn es die ÖVP Ernst mit dem Kampf gegen Korruption meinte, sollte sie wohl profan bei sich selbst ansetzen, statt um göttlichen Beistand zu bitten.
Konkret geht es bei Mahrer um die Causa Wienwert. Mahrers Ehefrau erhielt 2017/2018 vom schließlich pleitegegangenen Immobilienentwickler monatlich 10.000 Euro. Die WKStA sieht diesbezüglich keine konkreten Gegenleistungen und vermutet „politische Landschaftspflege“. Besonders auffällig ist auch, dass der Wienwert-Geschäftsführer Stefan Gruze damals ein Mail verfasste, in dem davon die Rede ist, „das Honorar mit Karl auf die Hälfte zu verringern“.