Ein Ort, der seines Namens überdrüssig ist, soll ab 1. Jänner 2021 anders heißen.
Tarsdorf. „Mehr will ich dazu aber wirklich nicht sagen. Wir hatten in der Vergangenheit bereits genug Medienrummel“, zeigt sich Andrea Holzner (ÖVP), Bürgermeisterin der Gemeinde Tarsdorf, sichtlich genervt auf eine Anfrage der Oberösterreichischen Nachrichten (OÖN). Was war passiert? In ihrer Gemeinde liegt eine Ortschaft, die in der jüngeren Vergangenheit zu ungewollt großer Bekanntheit gelangte. Nicht wegen außergewöhnlicher Sehenswürdigkeiten, denn solche sucht man in der 106-Seelen-Ortschaft vergeblich. Auch ist nicht überliefert, dass bekannte Persönlichkeiten in diesem Ort jemals geboren, gestorben oder auch nur gewohnt hätten. Eigentlich hat der Ort nicht viel mehr zu bieten, wie viele andere auch: ein paar Bauernhöfe, viel Wiese, ein paar Tiere und acht Ortstafeln. Und es sind einzig allein diese Ortstafeln, die in regelmäßigen Abständen für internationale Schlagzeilen sorgten, beziehungsweise der Name, der auf diesen steht. Seit dem Jahre 1070 heißt dieser Ort nämlich Fucking.
Zwar dürfte der Ortsname so gar nichts mit dem englischen Vulgärausdruck für Geschlechtsverkehr zu tun haben, sondern auf Adalpert von Vucckingen zurückgehen, der im 11. Jahrhundert in der Region lebte – dem zweifelhaften Ruhm tat dies aber keinen Abbruch. Die Ortstafeln sind nicht nur ein überaus beliebtes Selfiemotiv für Touristen, die teilweise mit Bussen zur Ortschaft gekarrt wurden, sondern sie wurden auch bereits derart oft gestohlen, dass man die Ortsschilder durch Einbetonieren, Anschweißen und Vernieten gegen Diebstahl sichern musste. Im Jahr 2010 wurde eine Biermarke unter dem Namen „Fucking Hell“ beim Europäischen Markenamt registriert und wird seither vermarktet. Das helle Bier einer deutschen Brauerei wurde – sehr zum Ärgernis der örtlichen Politikerinnen und Politiker – nach der Innviertler Ortschaft benannt. Selbst Kurt Palm ließ es sich nicht nehmen, in einem Bühnenstück unter dem Titel „Bad Fucking“ auf den Ortsnamen anzuspielen. In mehreren Amazon-Serien kam die kleine Ortschaft bereits vor und auch eine bekannte Porno-Webseite erklärte den Ort im Zuge einer PR-Aktion zum „Premium Place“, womit allen Bewohnerinnen und Bewohnern ein Gratiszugang zum Premiumangebot zugesichert wurde.
All dieses Rummels ist man in der konservativ geprägten Innviertler Provinz nun jedenfalls überdrüssig. Und deshalb hat der Gemeinderat der zuständigen Gemeinde Tarsdorf beschlossen, dass es Fucking mit Ende des Jahres 2020 nicht mehr geben soll. Also den Ort natürlich schon, nur den Ortsnamen nicht mehr. Dieser soll in „Fugging“ geändert werden.
Quelle: OÖN