Der schon seit längerer Zeit niedrige Ölpreis sowie die gegenwärtige Krise des Kapitalismus veranlassen auch – oder gerade – die größten Konzerne der Welt zu Einsparungen beim Personal.
New York/Dallas. Die Exxon Mobil Company, der größte Mineralölkonzern der USA, kündigte am vergangenen Montag einen massiven Personalabbau an. In den nächsten zwölf Monaten soll die Angestelltenzahl um 15 Prozent reduziert werden. Von weltweit 75.000 „Mitarbeitern“ (2019) könnte dies bis Ende 2021 also über 11.000 Menschen betreffen, die ihre Jobs verlieren. Dies ist auf den ersten Blick eine Reaktion des Öl- und Gaskonzerns auf die gegenwärtige kapitalistische Krise, doch im Großen gehört der Personalabbau (bzw. dessen „Auslagerung“) zu Rationalisierungszwecken schon länger zum „Geschäftsmodell“ von ExxonMobil: 2001 beschäftigte man noch fast 100.000 Menschen, vor zehn Jahren noch 84.000. Den allgemeinen Abwärtstrend konnte man damit jedoch nur verlangsamen: Im Laufe des letzten Jahrzehnts ist der Umsatz von 467 Milliarden Dollar (2011) auf auf 255 Milliarden (2019) gefallen, der Gewinn sank vom Rekordwert von 45 Milliarden (2012 – nie hat ein Privatunternehmen mehr Gewinn gemacht) auf „nur“ noch 21 Milliarden (2018). Der Gründer der Ursprungsfirma Standard Oil, John D. Rockefeller, wäre damit wohl nicht glücklich, der Umsatz entspricht aber immer noch dem BIP von ganzen Ländern wie z.B. Finnland oder Tschechien sowie mehr als der Hälfte der österreichischen Wirtschaftsleistung.
Ein Konzern wie ExxonMobil ist natürlich stark abhängig vom globalen Ölpreis, der einerseits von der OPEC manipuliert wird, andererseits trotzdem ein deutlicher Indikator für die ökonomische Gesamtentwicklung ist. Nach Höchstständen 2012/13 gab es seither einen deutlichen Abfall und inzwischen recht gleichbleibend einen niedrigen Ölpreis. Nun könnte sich im Jahresschnitt für 2020 jedoch der niedrigste Stand seit 50 Jahren ergeben. Stellt man in Rechnung, dass die nach wie vor wachsende chinesische Wirtschaft viel abfängt, so kann man erahnen, in welcher Bredouille der nordamerikanische und europäische Kapitalismus steckt. ExxonMobil hat in den vergangenen Jahren versucht, Rückgängen mit zweifelhaften Methoden entgegenzuwirken: Neben Massenkündigungen setzte man auf ökologisch fragwürdige Förderungen, etwa mittels Fracking oder in arktischen Naturschutzgebieten, während man auch in PR zum Zwecke der Klimawandelleugnung investierte. In der Vergangenheit war ExxonMobil auch für große Ölkatastrophen sowie die indirekte Forcierung von imperialistischen Interventionen, inszenierten Bürgerkriegen und Konflikten bekannt. Der politische Einfluss des Konzerns zeigt sich auch anhand der Tatsache, dass US-Präsident Donald Trump im Februar 2017 den Exxon-CEO Rex Tillerson zwischenzeitlich zum Außenminister machte.
Quelle: ORF