Seit 39 Jahren wird Mumia Abu-Jamal von den US-Behörden gefangen gehalten.
USA. Mumia Abu-Jamal, der mit bürgerlichem Namen eigentlich Wesley Cook heißt und am 24. April 1954 in Philadelphia geboren wurde, begann schon recht früh sein Leben dem Kampf gegen Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Kapitalismus und Krieg zu widmen. Als Afroamerikaner war er von klein auf Rassismus ausgesetzt und engagierte sich fortan speziell gegen staatlichen Rassismus und Polizeigewalt. So wurde er beispielsweise mit 13 Jahren Pressesprecher der Black Panther Party in seiner Heimatstadt. Nach der Unterwanderung und Zerschlagung dieser Partei durch die Geheimdienste des US-Imperialismus war er als US-weit bekannter, kritischer Journalist für einen Radiosender tätig und bekam so den Beinamen „Voice of the voiceless“ („Stimme der Stimmlosen“).
Da das Geld für seine journalistische Tätigkeit nicht ausreichte, musste er nachts als Taxifahrer arbeiten und wurde in der Nacht vom 9. auf den 10. Dezember 1981 von einem weißen Polizisten niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt. An diesem Tatort kam zudem der Polizist Daniel Faulkner ums Leben, der Mumia Abu-Jamal anschoss. Mumia wurde aus diesem Grund auch nicht aus dem Krankenhaus entlassen, sondern inhaftiert, da ihm zur Last gelegt wurde, eben jenen Polizisten ermordet zu haben. Zu diesem Zeitpunkt war Mumia 27 Jahre alt.
Der Prozess und die Haft
Im darauffolgenden Prozess gegen ihn wurde er im Juli 1982 schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Der Prozess war stark von rassistischen, politischen und finanziellen Manipulationen beeinflusst, die den mittellosen Mumia Abu-Jamal keinerlei Chance auf Verteidigung ließen. Dass die Hinrichtung zweimal (1995 und 1999) ausgesetzt wurde, war in erster Linie ein Erfolg der internationalen Solidaritätsbewegung, die sich seiner annahm. Auch in Österreich war in den späten 2000er Jahre ein „Free Mumia Bündnis“ aktiv, das in Wien u.a. Mahnwachen am Stephansplatz organisierte und auf der Universität Wien zu einer Filmvorstellung einen Hörsaal mit Interessierten überfüllte. Auch weitere Aktionen, wie Postkartensendungen, trugen ferner dazu bei, dass Mumia nach knapp 30 Jahren 2011 aus dem Todestrakt freikam und seine Strafe in lebenslange Haft umgewandelt wurde.
Trotz seiner unermüdlichen journalistischen Tätigkeiten – u.a. schrieb er mehrere Bücher und wöchentliche Kolumnen – hat seine jahrzehntelange Inhaftierung Spuren hinterlassen. Das nutzt auch die herrschende Klasse der USA, um ihn weiterhin zum Schweigen zu bringen. So überlebte er einen diabetischen Schock 2015, welcher durch nicht zugestandene medizinische Versorgung ausgelöst wurde, nur knapp.
Bestand zwischenzeitlich die Hoffnung auf ein neues Verfahren, in welchem Mumia auch die neuen, ihn entlastenden Beweise vorbringen hätte können, so hat sich die aktuelle Situation erneut gegen ihn gedreht. Denn der Staatsanwalt, der Mumias Verteidigung ein Berufungsverfahren in Aussicht gestellt hatte, soll nun auf Druck des rechten Berufsverbands FOP (Fraternal Order of Police) abgesetzt werden, damit kein neuer Prozess zugelassen werden kann.
Die Solidaritätsbewegung für die Freilassung Mumia Abu-Jamals hat jedoch in den letzten Wochen wieder an Fahrt aufgenommen. So bekannte sich Ende November neben der US-Bürgerrechtlerin und in den 1970er Jahren ebenfalls im Todestrakt gefangenen Angela Davis und weiteren politisch Engagierten auch der ehemalige Football-Profi Colin Kaepernick in einer online-Pressekonferenz für die Freiheit Mumias und gegen seine „langsame Todesstrafe“.