Schülervertretungen in Eisenstadt kämpfen mit begrenzten Mitteln gegen eine Abschiebung ihres siebzehnjährigen Mitschülers Taufiq.
Eisenstadt. Nach den in der Nacht von 27. auf den 28. Jänner erfolgten pietätlosen Abschiebungen von Schulkindern wächst die Furcht in der Bevölkerung vor weiteren Repressalien. Der Vorsitzende der Partei der Arbeit Österreichs, Tibor Zenker, hielt letztens auf treffende Weise fest: „Man weiß jetzt: Es reicht nicht, bestens „integriert“ zu sein, es reicht nicht, sogar in Österreich geboren und aufgewachsen zu sein, es reicht nicht, wenn die Mitschülerinnen und ‑schüler an die Regierung appellieren. Die gesamte Verlogenheit der politisch Verantwortlichen kommt zum Vorschein, die ganze unchristliche Unmenschlichkeit der ÖVP, die pure Heuchelei der grünen Rückgratlosigkeit.“
Taufiq – einer von vielen
Nun geht es um den afghanischen Schüler Taufiq. Er ist seit 2017 in Österreich, für diese relativ kurze Zeit sehr gut integriert und besucht die zweite Klasse der Handelsschule. Auf sein bedrohtes Schicksal macht die Schülervertretung der BHAK/S Eisenstadt aufmerksam: Mit einer Petition unter dem Titel „Abschiebung ist mein Todesurteil – Helft Taufiq!“ will sie gegen eine mögliche Abschiebung des geschätzten und verlässlichen Mitschülers vorgehen. Diese Petition hat inzwischen über 4600 Unterschriften gesammelt.
Das bisherige Leben Taufiqs widerspiegelt das Schicksal vieler aus imperialistischen Kriegseinsätzen geflüchteter Menschen: Aus der vom Krieg gebeutelten Heimat geflohen, wurde er in der Türkei von seiner Familie getrennt. Allein kämpfte er sich nach Österreich durch, in Pottendorf fand er in einer Flüchtlingsunterkunft des Samariterbunds Unterschlupf. Seitdem hat er sich in seiner neuen Umwelt, wie von Lehrerinnen und Lehrern, Mitschülerinnen und Mitschülern bestätigt, bestens integriert. Eine Abschiebung nach Afghanistan wäre indes die grausamste und sinnloseste Maßnahme. Dort wartet nichts als der Krieg auf ihn – Familie, Verwandte oder Freunde hat er dort keine mehr. Taufiq hat einen negativen Bescheid erhalten und wartet auf eine letztinstanzliche Entscheidung. Es bleibt zu hoffen, dass die Petition Öffentlichkeit schafft und die hiesige Bürokratie zum Umdenken bewegt. Letzten Endes wird aber nur der organisierte Kampf gegen institutionalisiertes und organisiertes Unrecht wirksam sein. Dieses Unrecht ist den Gesetzen des Imperialismus fest eingeschrieben, wo Flüchtlinge bekämpft werden, anstatt die Fluchtursachen zu unterbinden.
Quelle: Zeitung der Arbeit/ORF/change.org