Tripolis/Berlin/Brüssel. Bei einem neuerlichen Schiffsunglück im Mittelmeer vor der Küste Libyens sind laut Angaben der NGO Sea-Watch etwa 130 Geflüchtete ertrunken. Allein am Ort des schrecklichen Vorfalls wurden zehn Leichen gefunden, zeigt sich die Hilfsorganisation betroffen. Neben den toten Menschen sei auch ein Schlauchbootwrack entdeckt worden, jedoch bisher keine Überlebenden. „EU-Behörden und Frontex wussten von dem Boot, verweigerten aber Rettung“, kritisiert Sea-Watch scharf. Verantwortlich für den Tod dieser Menschen seien deshalb die Europäische Union und die EU-Grenzschutzbehörde Frontex, so die deutsche NGO und betont: „Unsere Crew auf dem Rettungsschiff Sea-Watch 4 legte eine Schweigeminute ein, um der Opfer dieses schrecklichen Vorfalls zu gedenken.“ Von einem weiteren Boot mit etwa 40 Menschen an Bord fehle bisweilen jede Spur, gab die Internationale Organisation für Migration (IOM) bekannt.
Nach einer stundenlangen Suche sei gestern das Rettungsschiff „Ocean Viking“ der SOS Mediterranee an der Unglücksstelle im Nordosten von Tripolis eingetroffen. In den vergangenen Tagen habe es zudem mehrere Notrufe von in Seenot geratenen Booten gegeben, jedoch seien diese mehrere Stunden entfernt gelegen. Ein drittes Schiff sei zudem von der libyschen Küstenwache abgefangen und zurück ans Festland gebracht worden. Dabei sei laut der NGO Seebrücke eine Frau und ein Kind verstorben.
Den Angaben der IOM zufolge ertranken von Jänner dieses Jahres bis zum vergangenen Mittwoch 523 Geflüchtete im Mittelmeer (die jüngsten Todesopfer sind hier noch nicht mitgezählt). Im Vergleich dazu starben im vergangenen Jahr im selben Zeitraum 408 Menschen bei ihrem Fluchtversuch über die Meeresroute.