Während der österreichische Sportminister und Vizekanzler, Werner Kogler, nicht nur „keine Handhabe“ gegen einen möglichen Formel 1‑Auftakt in Spielberg habe, sondern auch das „große Interesse“ an einem solchen Großevent nachvollziehen könne, formieren sich die Gegner.
Steiermark. Mit einem Doppelevent am 5. und 12. Juni soll der Saisonstart des Formel 1‑Grand Prix beginnen. Stattfinden sollen diese beiden Rennen im steiermärkischen Spielberg. Die österreichische Bundesregierung unterstützt das Projekt, das maßgeblich von der Formel 1 und der Projekt Spielberg GesmbH von Red-Bull-Eigentümer Dietrich Mateschitz organisiert wird, ausdrücklich. Auch Sportminister Werner Kogler bekennt sich zu einem Saisonauftakt in Österreich.
Solange die von der Bundesregierung vorgeschriebenen Rahmenbedingungen eingehalten würden, „sehe ich ja nicht einmal eine Handhabe, das zu untersagen“, erklärte Kogler in einer ORF-Sendung. Und damit nicht Missverständnisse aufkommen könnten, die Regierung würde den Grand Prix am liebsten doch verbieten lassen, schickte der grüne Sportminister und Vizekanzler gleich nach: „Wir wollen ja was ermöglichen.“ Doch sei das Sicherheitskonzept entscheidend und hierfür gehen die Gespräche erst in die heiße Phase.
Die Tourismusbranche ist begeistert
„Es wäre ein Wahnsinn, im Blick der Welt zu sein nach einer sehr harten Krisenzeit“, zeigt sich Michael Ranzmaier-Hausleitner, Vorsitzender des Verbands Tourismus am Spielberg erfreut. Es wäre ein „Segen für die Region und auch für die Beherberger und Touristiker, und ich denke, dass der Werbewert dadurch noch besser werden wird für die Region, da ja viele gierig sein werden, vor dem Fernseher zu sitzen.“ Im Zusammenhang mit einem Geister-Grand Prix – und dies sei im Falle einer Austragung bereits so gut wie fix – dürfte mit 25.000 Nächtigungen zu rechnen sein.
Gegner befürchten Infektionsgefahr
Selbst für den Fall, dass keine Zuschauer teilnehmen, würden rund 1.500 Personen aus dem unmittelbaren Formel 1‑Tross zu den Rennen anreisen, vorwiegend Menschen aus Großbritannien und Italien. Der ehemalige Anrainer-Ombudsmann und jahrelange Kritiker der Rennveranstaltungen in Spielberg, Karl Arbesser, fürchtet, „dass 1.000 Leute einreisen aus Ländern, deren Infektionszahlen wesentlich höher sind als in Österreich, die möglicherweise infiziert sind, auch wenn behauptet wird, dass ein jeder erst nach einem Coronavirus-Test erst nach Österreich kommen darf.“ Etliche besorgte Anrainerinnen und Anrainer hätten sich bereits bei ihm gemeldet. Arbesser möchte deshalb Parteienstellung beantragen und im Bewilligungsverfahren mitreden. Bisher fehle aber ein entsprechender Antrag der Veranstalter.
Laut derzeit geltender Gesetzeslage in Österreich müssten Einreisende aus dem Ausland einen maximal vier Tage alten und negativen Covid19-Test vorweisen, zudem muss verpflichend ein Nasen-Mund-Schutz getragen werden, ausreichend Desinfektionsmittel zur Verfügung gestellt und die Abstandsregeln eingehalten werden. Eine völlige Abtrennung der Grand-Prix-Mitarbeiter von den Anrainern dürfte aber nicht umsetzbar sein, allein schon deshalb, weil auch Einheimische als Streckenposten eingesetzt werden würden.
Neben den gesundheitlichen Bedenken ist auch anzumerken, dass es ohnehin fraglich ist, ob ein solches Großevent tatsächlich notwendig ist. Denn während die Menschen aufgrund der derzeitigen wirtschaftlichen Krise in Österreich große Einbußen finanzieller und sozialer Natur eingehen müssen, scheint beim Formel 1‑Grand Prix das Interesse des Profits im Vordergrund zu stehen.
Quelle: motorsport-total.com / ORF Steiermark