Im Jade-Bergbau im Norden Myanmars ist es neuerlich zu einem großen Grubenunglück gekommen, bei dem mit vielen Toten zu rechnen ist. Verantwortlich sind die unmenschlichen und rücksichtslosen Arbeitsbedingungen.
Naypyidaw. In Norden von Myanmar ist es zu einem verheerenden Bergbauunglück gekommen. Nach einem Erdrutsch in einer Jade-Grube bei Hpakant in der Region Kachin gelten rund 100 Bergleute als vermisst. Die Arbeiter sammelten im betroffenen Bereich im Tagebau Jade-Mineralien, als eine Schlammlawine viele von ihnen unter sich begrub und andere in einen See am unteren Ende des Bergbaugebietes mitriss. Bislang wurden lediglich vier Tote geborgen – es ist damit zu rechnen, dass noch viele weitere folgen, zumal unter den vorherrschenden Betriebsbedingungen nicht klar ist, wie viele Menschen zum Zeitpunkt des Unglücks tatsächlich vor Ort gearbeitet haben.
Der Jadebergbau in Myanmar ist ein ausgedehntes Geschäft mit Milliardenprofiten. Aus der Region Kachin stammen bis zu 70 Prozent aller weltweit gehandelten Jade, die mit dieser Herkunft als besonders hochwertig gilt. Einerseits hat die myanmarische Militärjunta die Branche in der Hand, daneben gibt es jedoch vermehrt illegalen Abbau und Handel der Schmucksteine, insbesondere unter Beteiligung chinesischer Schmuggler. Die einheimischen Bergleute kommen v.a. aus den ärmsten Regionen des Landes, arbeiten für geringe Löhne, verfügen kaum über Rechte und über keine soziale Absicherung. Auch Umwelt- und Sicherheitsstandards spielen keine Rolle. Und so ist es keine Überraschung, dass es immer wieder zu tödlichen Grubenunglücken kommt.
Bei Hpakant, das nun wieder betroffen ist, treten diese vermeidbaren Arbeitsunfälle mit Regelmäßigkeit auf: Bei einem Erdrutsch im Sommer 2020 starben über 170 Bergleute, 2019 waren es 140, 2015 mindestens 130. Die Behörden und die nationalen wie internationalen Profiteure der Jade-Industrie schert dies nicht, denn neue Arbeitskräfte sind keine Mangelware. Die Bergleute in Myanmar sollen nicht nur zu unmenschlichen Bedingungen für den Reichtum ihrer kapitalistischen Ausbeuter schuften, sondern auch sterben. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen ist nicht zu erwarten, dass die Sicherheit und das Überleben der Jade-Arbeiter auf die politische und arbeitsrechtliche Tagesordnung kommen, womit das nächste Unglück nur eine Frage der Zeit sein wird.
Quelle: ORF