Unter kuriosen Umständen verkündete ein Nia-Dimokratia-Minister, eine Büste zu Ehren des vietnamesischen Revolutionärs aufstellen lassen zu wollen.
Edessa/Hanoi. Der seit 2019 im Mitsotakis-Kabinett amtierende Außenminister Nikos Dendias besuchte unlängst die Sozialistische Republik Vietnam. Bei seinem offiziellen Besuch in Hanoi kam er auf eine unerwartet originelle Idee: Er verkündete, in der nordgriechischen Stadt Edessa ein Denkmal zu Ehren des kommunistischen Revolutionärs und Staatsmanns Ho Chi Minh aufstellen zu lassen. Damit mag der Nia-Dimokratia-Politiker so einige in Staunen versetzt haben.
In der Tat ist der Grund für die Aufstellung einer Büste Ho Chi Minhs nicht etwa in seinen ruhmreichen Taten als Führer der vietnamesischen Volksarmee bei der Befreiung Vietnams oder als Vorsitzender der Kommunistischen Partei Vietnams zu suchen. Vielmehr geht es darum, seine Soldatenjahre an der makedonischen Front, einem Nebenkriegsschauplatz im Ersten Weltkrieg, zu ehren.
Der griechische Minister Nikos Dendias twitterte: „Präsident Ho Chi Minh, der Gründer Vietnams, kämpfte in den Jahren 16–17 an der makedonischen Front und diente in der französischen Armee. Wir haben uns daher darauf geeinigt, in Edessa eine Büste von ihm aufzustellen, um auf diese Tatsache hinzuweisen“.
Damit dürfte der griechische Außenminister ein Thema gefunden haben, das selbst in der vietnamesischen Geschichtsschreibung nur wenig Beachtung fand.
Ehrung aus den falschen Gründen
Man läge nicht falsch, wenn man dies als weit hergeholten Grund für die Aufstellung einer Büste zu Ehren eines der bekanntesten kommunistischen Revolutionäre des 20. Jahrhunderts bezeichnen würde. Das kommunistische Medium In Defence of Communism kritisierte diesbezüglich auch zu Recht, dass die Ehrung aus falschen Gründen erfolge:
„Die Teilnahme des jungen Nguyễn Sinh Cung als Soldat der französischen Armee am Ersten Weltkrieg ist von geringer Bedeutung. Die konservative griechische Regierung wird den vietnamesischen Führer ehren, allerdings aus den falschen Gründen.
Ho Chi Minh war vor allem der Mann, der 1945 die Demokratische Republik Vietnam anführte und 1954 die Franzosen in Đien Bien Phủ besiegte und damit den Ersten Indochinakrieg beendete. Er spielte eine Schlüsselrolle im Kampf des vietnamesischen Volkes gegen den US-Imperialismus, der von 1955 bis 1975 andauerte.
Als Marxist-Leninist, Führer der vietnamesischen Volksarmee und Vorsitzender der Kommunistischen Partei Vietnams von 1951 bis 1969 führte Ho Chi Minh den antikolonialen und antiimperialistischen Kampf des Landes an und schuf die Grundlagen für den Aufbau des Sozialismus.“
Es sind kuriose Umstände, die zur Planung einer Ho-Chi-Minh-Büste geführt haben. Obwohl der vietnamesische Revolutionär wenig mit Griechenland zu tun hatte, hätte man hinter der Schlagzeile doch eher die Kommunistische Partei Griechenlands (KKE) erwartet. Diese hätte den bekannten vietnamesischen Marxisten-Leninisten wohl auch aus den richtigen Gründen geehrt. Selbst wenn hinter Nikos Dendias‘ Vorhaben der Versuch steckt, das Andenken des Revolutionärs in eine bürgerliche Manier umzumünzen, müsste die geringe Erfolgschance dieses Vorhabens doch ins Auge springen. Der ganze Sachverhalt rund um die aufzustellende Büste bleibt also spannend und gleichsam kurios.
Quelle: idcommunism