HomeKlassenkampfSind Sie wo angrennt, Herr Felbermayr?

Sind Sie wo angrennt, Herr Felbermayr?

Der WIFO-Chef mischt sich in die kommenden Lohnverhandlungen ein und will den Arbeitern und Angestellten nur einen Teil der Inflation abgelten – den Rest dann später, wenn die Preise schon wieder gestiegen sind.

Wien. Der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO), Gabriel Felbermayr, fordert ganz unverschämt Lohnverluste für die unselbständig Beschäftigten. Die Herbstlohnrunden stellt er sich so vor, dass die Inflation der vergangenen zwölf Monate zwar abgegolten werde, nicht jedoch auf einmal. Ein Teil des Lohnabschlusses könnte sofort, ein anderer Teil erst zu einem späteren Zeitpunkt ausbezahlt werden, so die Idee. Damit hätten die Unternehmen ein, zwei Jahre Zeit, sich an die höheren Löhne anzupassen, meint er.

Den Institutsleiter, dessen WIFO hauptsächlich vom Staat und den „Sozialpartnern“ finanziert wird, muss man fragen, ob er wo angrennt ist. Denn nicht nur, dass er damit den Lohnabhängigen jedes Recht abspricht, eine Abgeltung für die gestiegene Produktivität zu erhalten, will er ihnen auch noch den Ausgleich für die etwa zehnprozentige Jahresinflation zum Teil vorenthalten. Dabei besteht kein Grund zur Zurückhaltung, denn die Konzerne haben satte Dividenden ausgeschüttet, also muss es Ziel der Gewerkschaften sein, Abschlüsse über der Inflationsrate zustande zu bringen.

Auch der Kollege Felbermayrs vom Institut für Höhere Studien (IHS), Holger Bonin, hat ähnlich arbeiter- und angestelltenfeindliche Ideen. Er will die Lohnabschlüsse statt für ein Jahr, für 18 oder 24 Monate tätigen, und den Unternehmern damit im nächsten und übernächsten Jahr die Anpassung der Löhne und Gehälter an die Inflation und die gestiegene Produktivität vorenthalten.

Beide Herren wären in der Industriellenvereinigung oder der Wirtschaftskammer besser aufgehoben als in vom Staat unterstützten Instituten. Denn ganz offensichtlich verstehen sie sich als Lobbyisten des Kapitals.

„Das ist für uns ein absolutes No-Go. Das wäre ja ein sofortiger Reallohnverlust mit großen volkswirtschaftlichen Auswirkungen“, sagt ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian dazu. Hoffen wir, dass die Chefverhandler der Gewerkschaften in dieser Frage auch standhaft bleiben.

Quelle: msn

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