Während noch keine Informationen über die Ursache für den Flugzeugabsturz des Wagner-Inhabers Jewegeni Prigoschin bekannt sind, wird schon heftig spekuliert, vor allem im Westen.
Moskau. Zum Absturz des Kleinflugzeugs mit dem Söldnerchef Jewgeni Prigoschin an Bord ist bisher folgendes bekannt: Der Absturz des Flugzeugs ereignete sich nach Angaben des Flugradardienstes am 23. August genau um 18.23 Uhr (Moskauer Zeit). Alles geschah in wenigen Minuten. Es ist bekannt, dass der Geschäftsjet um 18.10 Uhr auf eine Höhe von 8,5 Kilometern über Twer aufstieg und von Moskau nach St. Petersburg fliegen sollte. Er flog neun Minuten lang und gewann bis zu 9,1 Kilometer an Höhe. Um 18.19 Uhr begann das Flugzeug plötzlich abzustürzen. Er verlor abrupt an Höhe: in 22 Sekunden – um 2,5 Kilometer, und danach wurde die Verbindung zu ihm komplett unterbrochen. Das Fluggerät fiel aus einer Höhe von neun Kilometern im Dorf Kuschenkino in der Region Twer. Im Flugzeug befanden sich zehn Personen (darunter drei Besatzungsmitglieder), darunter Prigoschin selbst und seine rechte Hand Dmitri Utkin, der lange Zeit als die Nummer eins beim Unternehmen Wagner galt, ehe sich Prigoschin im Vorjahr als Eigentümer outete. Niemand überlebte, die Leichen aller zehn Personen wurden gefunden.
Ohne irgendwelche gesicherten Informationen ist seither in der Weltpresse das große Spekulieren angesagt. Manche sprechen von mehreren Möglichkeiten wie technischer Defekt, eine Sprengung von innen oder ein Angriff mit Flugabwehrraketen. Als Urheber des vermuteten Anschlags wurde unisono der russische Präsident Wladimir Putin benannt. Ohne irgendwelche Fakten, die das untermauern würden.
Es wird lediglich angenommen, dass es eine Racheaktion von Putin für den gescheiterten Putschversuch Prigoschins genau zwei Monate zuvor, am 24. Juni, sein könnte.
Geliehene Macht zu Ende
Ob und wie es mit dem Unternehmen PMC Wagner weitergehen wird, ist unklar. Die Söldner von Wagner sind in vielen Ländern Afrikas, meist in Kooperation mit dortigen Regierungen präsent, bekämpfen Aufständische und sichern Rohstoffminen. Im Ukrainekrieg waren Wagners Soldaten bei der monatelangen und zähen Eroberung Bachmuts federführend beteiligt. Das trug zur Beliebtheit Prigoschins in Teilen der russischen Bevölkerung bei. Über Popularität verfügte er auch, weil er die russische Militärführung, namentlich Verteidigungsminister Sergei Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow, für deren seiner Meinung nach stümperhafte Kriegsführung in der Ukraine stets mit deftigen Worten kritisierte. Er genoss diesbezüglich Narrenfreiheit, denn einfache russische Bürgerinnen und Bürger würden für eine solche Beleidigung der Streitkräfte während der „Spezialoperation“ für längere Zeit ins Gefängnis gehen. Beispiele dafür gibt es genug.
Letztlich hatte Prigoschin aber nur geliehene Macht, was er zuletzt offenbar nicht verstand. Die Zerschlagung seiner Strukturen in Russland war seit dem 24. Juni bereits im Gange. Falls das Flugzeug durch Fremdeinwirkung vom Himmel fiel, und es sich um eine gezielte Liquidation der Führungsspitze von PMC Wagner handelte, wurde ihm letztgültig demonstriert, dass seine Narrenfreiheit zu Ende ist.
In Russland selbst kursieren – ebenfalls ohne Fakten zu nennen – auch noch andere Varianten für die Absturzursache: Es könnten die Ukrainer oder die CIA gewesen sein. Präsident Wladimir Putin lobte Prigoschin in einem Kondolenz-Video als „talentierten Geschäftsmann“, der aber „im Leben ernste Fehler gemacht hat“.