Das Gesundheitsministerium von Gaza befürchtet, dass die „eskalierende Hungersnot“ innerhalb weniger Tage „Tausende töten“ könnte, wenn nicht mehr Hilfe in den Gazastreifen gelangt. Durch die Angriffe der israelischen Armee sterben pro Tag durchschnittlichen 120 Bewohnerinnen und Bewohner des Gazastreifens.
Gaza. Vor einem Monat hat der Internationale Gerichtshof (IGH) die israelische Regierung angewiesen, „sofortige und wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die dringend benötigte Grundversorgung und humanitäre Hilfe in Gaza zu ermöglichen“. Es handelte sich um eine rechtsverbindliche Anordnung, und Israel wurde aufgefordert, innerhalb eines Monats über die Einhaltung dieser Anordnung Bericht zu erstatten.
Heute, einen Monat später, ist Israel der Anordnung nicht nachgekommen. Die israelische Regierung blockiert weiterhin die Grundversorgung sowie die Einfuhr von Treibstoff und lebensnotwendigen Hilfslieferungen in den Gazastreifen und deren Verteilung. Tatsächlich haben die israelischen Behörden in den letzten Wochen weniger LKWs mit Hilfslieferungen in den nördlichen Gazastreifen einreisen lassen als in den Wochen vor dem Entscheid des IGH.
120 Todesopfer pro Tag
Die US-amerikanische NGO Human Rights Watch weist darauf hin, dass Aushungern der Bevölkerung im besetzten Gebiet ein Kriegsverbrechen ist. Eine Besatzungsmacht sei verantwortlich für das Wohlergehen der Bevölkerung im besetzten Gebiet, was Israel vollkommen ignoriere.
Auch sämtliche Anordnungen des Internationalen Gerichtshofs (IGH), die vor einem Monat nach Südafrikas Klage wegen Völkermord ergangen sind, werden von Israel beharrlich ignoriert. Der IGH ordnete am 26. Jänner sechs vorläufige Maßnahmen an, die allesamt auf eines hinauslaufen: Der Völkermord an den Palästinenserinnen und Palästinensern muss gestoppt werden.
Seither hat Israel nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums mehr als 3.500 Menschen getötet und mehr als 5.200 verletzt. Pro Tag sind das im Durchschnitt 120 Tote und 180 Verletzte. Insgesamt wurden seit dem Angriff der Hamas, der etwa 1.200 Todesopfer verursachte fast 30.000 Palästinenserinnen und Palästinenser durch Israels Angriffe aus der Luft und am Boden ums Leben gekommen, etwa 70.000 wurden verletzt.
Hungersnot „könnte in wenigen Tagen tausende töten“
„Die israelische Regierung lässt die 2,3 Millionen Palästinenser im Gazastreifen hungern und bringt sie damit noch mehr in Gefahr als vor dem verbindlichen Beschluss des Weltgerichtshofs“, sagte Omar Shakir, Direktor für Israel und Palästina bei Human Rights Watch. „Die israelische Regierung hat das Urteil des Gerichts einfach ignoriert und in gewisser Weise sogar ihre Repression verschärft, einschließlich der weiteren Blockierung lebensrettender Hilfe.“
Das Gesundheitsministerium von Gaza klagt an, dass Kinder aufgrund von Dehydrierung sterben und dass die „eskalierende Hungersnot“ innerhalb weniger Tage „Tausende töten“ könnte, wenn nicht mehr Hilfe in den Gazastreifen gelangt.
Quellen: Al Jazeera/Human Rights Watch