Mehr als 40% der Erwachsenen zeigen erste Anzeichen von Burnout, einem Zustand extremer Erschöpfung, der eng mit der modernen Arbeitswelt verknüpft ist. Die jüngsten Erkenntnisse offenbaren die Ausbeutung kapitalistischer Arbeitsstrukturen, die unaufhörlich Effizienz und Profit über das Wohlbefinden der Arbeiterklasse stellen.
Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) verzeichnet eine starke Zunahme in der Inanspruchnahme von Psychotherapie, ein mehr als alarmierendes Zeichen dafür, dass die psychische Belastung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer immer untragbarer wird. Der Psychiater Michael Musalek und Andreas Kaiser, Leiter der Psychiatrie an der Christian-Doppler-Klinik, weisen darauf hin, dass zwar ein großer Teil der Bevölkerung Symptome zeigt, aber nur ein kleinerer Anteil tatsächlich von Burnout betroffen ist. Dies deutet auf eine breite Desillusionierung und Entfremdung hin, die durch die kapitalistische Arbeitsweise verursacht wird.
Diese Entwicklung ist kein Zufall, sondern eine direkte Folge der herrschenden Produktionsverhältnisse, die die lohnabhängigen Teile der Bevölkerung systematisch ausbeutet. Die Arbeitenden werden zu Rädchen im Getriebe einer Maschinerie, die primär auf Profitmaximierung ausgerichtet ist, ihre Gesundheit und ihr Wohlergehen werden vernachlässigt oder sogar geopfert. Der Mangel an Anerkennung, das Fehlen von Lob und Benefits, betont auch Kaiser, seien Symptome eines tieferen, systemischen Übels, das die Menschlichkeit der Arbeitenden untergräbt und sie auf ihre Arbeitsleistung reduziert.
Der ständige Druck, hohe Leistung zu erbringen, während gleichzeitig die eigene Arbeit entwertet wird, führt zu einer chronischen Erschöpfung. Die Arbeiter finden sich in einem Hamsterrad wieder, in dem ihre Bemühungen nie genug sind und ihre Arbeitskraft bis zum Äußersten ausgenutzt wird. Dieser Zustand der Entfremdung, in dem die Arbeiter nicht mehr die Früchte ihrer Arbeit erkennen oder einen Sinn in ihrer Tätigkeit finden, ist ein klares Anzeichen dafür, dass das kapitalistische System nicht nur ökonomische, sondern auch tiefe psychologische und soziale Krisen verursacht.
Die Forderung nach einem menschlicheren Umgang mit Arbeitskräften, wie sie auch von bürgerlichen Expertinnen und Experten geäußert wird, ist lobenswert, greift aber zu kurz, da diese nicht mit einer grundlegenden Kritik am kapitalistischen System einhergeht. Es gilt nicht nur die Symptome zu behandeln, sondern die Krankheit selbst – also mit dem Wirtschaftssystem zu brechen, das systematisch die menschliche Gesundheit und das psychische Wohlbefinden für den Gewinn opfert. Nur durch eine radikale Umgestaltung der Produktionsverhältnisse, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt und nicht den Profit, also dem Sozialismus, kann eine gesündere, schließlich auch gerechte und erfüllende Arbeitswelt geschaffen werden.
Quelle: ORF