In einem Samsung-Werk in Südindien streiken rund 1.000 Arbeiterinnen und Arbeiter für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen, was zu Produktionsunterbrechungen geführt hat. Die Polizei hat 104 Arbeiter festgenommen, nachdem sie einen nicht genehmigten Protestmarsch planten.
Chennai. Die Festnahme stellt eine Eskalation eines Streiks der Arbeiterinnen und Arbeiter in einem Samsung-Hausgerätewerk in der Nähe von Chennai im Bundesstaat Tamil Nadu dar. Die Polizei hat am Montag 104 streikende Arbeiterinnen und Arbeiter festgenommen, die gegen niedrige Löhne in einem Samsung Electronics Werk in Südindien protestierten, da sie einen Protestmarsch ohne Erlaubnis planten. Der Streik unterbricht die Produktion in dem wichtigen Werk seit einer Woche.
Die Arbeiter fordern höhere Löhne und haben die Arbeit in dem Werk niedergelegt, das etwa ein Drittel des Jahresumsatzes von Samsung in Indien in Höhe von zwölf Milliarden Dollar ausmacht. Die Proteste bei Samsung haben dabei einen Schatten auf den Plan des indischen Premierministers Narendra Modi geworfen, der ausländische Investoren mit „Make in India“ umwirbt und die Elektronikproduktion innerhalb von sechs Jahren auf 500 Milliarden Dollar verdreifachen möchte. Angelockt durch billige Arbeitskräfte nutzen ausländische Unternehmen zunehmend Indien für die Produktion, um ihre Lieferkette über China hinaus zu diversifizieren.
Protest „stört öffentlichen Frieden“
Am Montag wollten die Arbeiter einen Protestmarsch starten, wurden aber festgehalten, da keine Genehmigung erteilt worden war. Im Gebiet würden sich nämlich Schulen, Hochschulen und Krankenhäuser befinden, so der leitende Polizeibeamte des Bezirks Kancheepuram K. Shanmugam: „Es ist das Hauptgebiet, das völlig lahmgelegt werden würde und (der Protest würde) den öffentlichen Frieden stören.“
„Wir haben sie in Hochzeitssälen festgehalten, da sie nicht alle auf den Bahnhöfen sein können“, fügte er hinzu.
Samsung-Beschäftigte protestieren seit letzter Woche in einem behelfsmäßigen Zelt in der Nähe des Werks und fordern höhere Löhne, die Anerkennung einer Gewerkschaft, die von der einflussreichen Gewerkschaftsorganisation Centre of Indian Trade Unions (CITU) unterstützt wird, und bessere Arbeitszeiten.
Samsung erkennt Gewerkschaft nicht an
Samsung ist nicht daran interessiert, eine Gewerkschaft anzuerkennen, die von einer nationalen Gewerkschaftsgruppe wie dem CITU unterstützt wird, und die Gespräche mit den Beschäftigten sowie mit Vertretern der Landesregierung haben zu keiner Lösung geführt. Der stellvertretende Generalsekretär des CITU Tamil Nadu, S. Kannan, verurteilte die Polizeiaktion mit den Worten: „Das ist ein archaisches Vorgehen der Landesregierung.“
Trotz der Polizeiaktion vom Montag erklärten zwölf Gewerkschaftsgruppen, darunter eine, die der Regierungspartei von Tamil Nadu angehört, in einer öffentlichen Bekanntmachung vom 11. September, dass sie am Mittwoch in Chennai einen Protest zur Unterstützung der Streikenden veranstalten werden, ein Schritt, der die Spannungen zwischen dem Unternehmen und den Arbeitern verschärfen könnte.
„Wir werden den Protest am Mittwoch fortsetzen … keine Änderungen am Plan“, sagte A. Jenitan, stellvertretender Bezirkssekretär des CITU.
Gewerkschaftsvertreter festgenommen
Das südkoreanische Unternehmen plant in einigen Abteilungen, darunter auch in Indien, einen Abbau von bis zu 30 Prozent seiner Beschäftigten in Übersee. Und die indische Kartellbehörde hat festgestellt, dass Samsung und andere Smartphone-Hersteller Absprachen mit E‑Commerce-Giganten getroffen haben, um Geräte exklusiv auf den Markt zu bringen, was gegen das Wettbewerbsrecht verstößt.
In dem Samsung-Werk sind rund 1.800 Arbeiterinnen und Arbeiter beschäftigt, von denen mehr als 1.000 gestreikt haben. In der Fabrik werden Geräte wie Kühlschränke, Fernseher und Waschmaschinen hergestellt. Die Polizei nahm auch einen der führenden CITU-Vertreter, E. Muthukumar, in Gewahrsam, der die Proteste gegen Samsung in der Fabrik in der Nähe von Chennai leitete, wie der CITU-Vertreter Jenitan mitteilte. Der Polizeibeamte Shanmugam aus Kancheepuram sagte, es gebe keinen Zeitplan dafür, wie lange die Arbeiter in Haft bleiben werden.
Die Kommunistische Partei Indiens (Marxisten) kritisierte über Social Media die Festnahme der 104 protestierenden Arbeiter und machte darauf aufmerksam, dass sich die Angriffe gegen die arbeitende Bevölkerung ständig intensiviert: