Israel nutzt Microsofts Azure-Cloud zur Überwachung von Palästinensern, wie The Guardian berichtet. Seit 2021 werden geheime Daten gespeichert, was militärische Operationen erleichtert. Trotz interner Proteste bei Microsoft bleibt die Zusammenarbeit bestehen.
Ein neuer Bericht der britischen Tageszeitung The Guardian bestätigt frühere Enthüllungen von Francesca Albanese: Israel nutzt die Infrastruktur von Microsoft zur Speicherung von Abhördaten von Palästinensern in den besetzten Gebieten. Das US-amerikanische Unternehmen ist seit fast 40 Jahren in Israel aktiv und unterstützt die israelischen Behörden mit Technologien zur Überwachung von Palästinenserinnen und Palästinensern.
Laut The Guardian fand 2021 ein Treffen zwischen Microsoft-CEO Satya Nadella und Yossi Sariel, dem Kommandanten der israelischen Überwachungseinheit 8200, statt. Seitdem überträgt der israelische Geheimdienst große Mengen an geheimem Material in die Microsoft-Cloud-Plattform Azure. Diese Datenspeicherung ermöglichte der Einheit 8200 die Entwicklung eines umfassenden Massenüberwachungssystems, das Millionen von Telefongesprächen von Palästinenserinnen und Palästinensern im Gazastreifen und im Westjordanland aufzeichnet. Microsoft behauptet, Nadella habe keine Kenntnis von der Art der gespeicherten Daten gehabt.
Microsoft hilft: Von der Totalüberwachung zum Massaker
Das System dient nicht nur der Überwachung, sondern erleichtert auch die Vorbereitung von Luftangriffen und militärische Operationen in Gaza und im Westjordanland, also den Völkermord an Palästinenserinnen und Palästinensern. Die nahezu unbegrenzte Speicherkapazität ermöglicht eine vollständige Überwachung der Bevölkerung, da Israel seit langem die palästinensische Telekommunikationsinfrastruktur kontrolliert.
Seit Beginn der Besatzung des Gazastreifens gab es bei Microsoft interne Proteste. Statt die Zusammenarbeit mit Israel zu beenden, führte Microsoft Gespräche mit Vertretern des israelischen Verteidigungsministeriums und versicherte, dass seine Technologie nicht zur Zielidentifikation bei Angriffen verwendet werde. Dennoch wurden laut Quellen der Einheit 8200 Informationen aus den in Azure gespeicherten Telefonarchiven zur Identifikation von Bombenzielen in Gaza genutzt. Trotz der Zerstörung der Telekommunikationsinfrastruktur im Gazastreifen bleiben die gespeicherten Informationen nützlich.
Nachträgliche Legitimation des Mordens
Ursprünglich lag der Fokus des Abhörsystems auf dem Westjordanland. Dort wurden Palästinenserinnen und Palästinenser laut Mitgliedern der Einheit 8200 aufgrund der Archivinformationen erpresst oder festgenommen, oft ohne triftigen Grund. Die Daten dienten auch dazu, die Tötung bestimmter Personen nachträglich zu rechtfertigen. Das System wird als „Revolution“ beschrieben.
Das Projekt war innerhalb von Microsoft streng geheim. Yossi Sariel, der Hauptbefürworter der Partnerschaft, sprach lediglich von „sensiblen Arbeitslasten“ und legte seine Pläne nicht offen. Verschiedene Quellen betonten, dass das cloudbasierte System tödliche Angriffe auf Israelis verhindert habe, den Angriff am 7. Oktober 2023 jedoch nicht. Aufgrund dieses Versagens trat Sariel im vergangenen Jahr zurück und übernahm die Verantwortung für das „operative und geheimdienstliche Versagen“ der Einheit 8200.
Quelle: IlFattoQuotidiano