Mit einem gezielten Drohnenangriff auf ein Zelt tötete Israel am Sonntag fünf Mitarbeiter des katarischen Senders Al Jazeera. In Israel demonstrierten währenddessen Zehntausende für eine Beendigung des Krieges. Ein ehemaliger Knesset-Sprecher ruft Juden weltweit auf, sich einer Sammelklage gegen Israels Verbrechen vor dem Internationalen Gerichtshof anzuschließen.
Gaza. Ein israelischer Drohnenangriff am Sonntag traf ein Zelt für Journalisten, das vor dem Haupttor des Al-Shifa-Krankenhauses in Gaza-Stadt positioniert war, und tötete sieben Menschen. Unter den Toten waren der Al-Jazeera-Korrespondent Mohammed Qreiqeh und die Kameraleute Ibrahim Zaher, Moamen Aliwa und Mohammed Noufal. Ein sechster Journalist, Mohammad al-Khaldi, ein lokaler freiberuflicher Reporter, wurde ebenfalls bei dem Luftangriff getötet. Reporter ohne Grenzen berichtete, dass drei weitere Journalisten bei demselben Angriff verletzt wurden.
Nur wenige Stunden zuvor hatte der 28-jährige al-Sharif auf X über Israels „intensive, konzentrierte Bombardierung“ im Osten und Süden von Gaza-Stadt gepostet. Bekannt für seine furchtlose Berichterstattung aus dem nördlichen Gazastreifen, war er zu einer der bekanntesten Stimmen geworden, die den anhaltenden israelischen Völkermord in der Enklave dokumentierten.
Die palästinensische Vertretung bei den Vereinten Nationen beschuldigte Israel, al-Sharif und Qreiqeh „vorsätzlich ermordet“ zu haben, und bezeichnete sie als einige der „letzten verbliebenen Journalisten“ in Gaza. „Sie haben Israels Völkermord und die Aushungerung Gazas systematisch und pflichtbewusst aufgedeckt und dokumentiert“, sagte die Mission auf X. „Während Israel die ethnische Säuberung des Gazastreifens fortsetzt, bleibt sein Feind die Wahrheit: die mutigen Journalisten, die seine abscheulichen Verbrechen aufdecken.“
Bereits mehr als 200 Journalisten getötet
Nach Angaben des Komitees zum Schutz von Journalisten wurden seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas im Oktober 2023 etwa 186 Journalisten getötet, Al Jazeera English gibt die Zahl der getöteten Journalisten mit 237 an. Mehrere Agenturen und Medienunternehmen hatten im Juli berichtet, dass ihre Journalisten im Gazastreifen – wie die anderen Menschen, die dort leben – nicht mehr genug zu essen haben. Hunderte Journalisten haben zuletzt eine Petition unterschrieben, in der sie von Israel den Zugang zum Gazastreifen verlangen.
Israel behauptet – wie bei früheren gezielten Hinrichtungen von Journalisten, humanitären Helfern und medizinischem Personal – dass es sich bei dem Al Jazeera-Reporter um einen Hamas-Terroristen gehandelt habe. Bereits seit Monaten hatte Israel eine Kampagne gegen den Journalisten geführt und ihn als Terroristen diskreditiert. Journalistenorganisationen warnten davor, dass ein Leben in Gefahr sei. Auch der Sender Al Jazeeera wies darauf hin, dass al-Sharif in Lebensgefahr sei. Der Sender erklärte, dass die anhaltenden Angriffe auf seine Journalisten Teil einer umfassenderen Strategie des israelischen Militärs sind, um die Dokumentation der Gräueltaten gegen Zivilisten in Gaza zu verhindern.
Unterdessen nimmt auch in Israel der Widerstand gegen die Killer-Regierung Netanjahus zu. Am Sonntag demonstrierten Zehntausende, darunter auch die Angehörigen der noch immer gefangenen Geiseln, für ein Ende des Krieges. Die Familien der Geiseln und gefallenen Soldaten riefen für den 17. August zu einem landesweiten Streik auf, um gegen die Operation in Gaza-Stadt zu protestieren und die sichere Freilassung der Geiseln zu fordern. Der Vorsitzende der Demokratischen Partei, Yair Golan, kündigte an, dass sich seine Partei dem Streik anschließen werde. Obwohl die öffentliche Unterstützung für den Streik am kommenden Sonntag groß ist, lehnt es der größte Gewerkschaftsbund Israels, Histadrut, ab, zum Generalstreik aufzurufen.
„Juden rebelliert!“
Avraham „Avrum“ Burg, ein ehemaliger Sprecher der israelischen Knesset, rief am Freitag eine Million Juden weltweit dazu auf, sich einer Sammelklage vor dem Internationalen Gerichtshof anzuschließen und Israel der Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Gaza zu beschuldigen.
„Wir brauchen eine Million Juden, weniger als zehn Prozent der jüdischen Weltbevölkerung, um eine gemeinsame Berufung vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag einzureichen“, schrieb Burg in einem Beitrag mit dem Titel „Juden – Rebelliert. Jetzt!“, veröffentlicht auf seinem Substack. „Eine kollektive Klage gegen den Staat Israel wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die in unserem Namen und unter dem falschen Banner unserer jüdischen Identität begangen wurden.“
Der ehemalige Mitte-Links-Politiker forderte Einzelpersonen, Gemeinden und jüdische Organisationen auf, das zu unterzeichnen, was er als historische moralische und rechtliche Initiative bezeichnete. „Wir werden nicht zulassen, dass der Staat Israel, der systematisch Gewalt gegen die Zivilbevölkerung ausübt, in unserem Namen spricht. Wir werden nicht zulassen, dass das Judentum ein Deckmantel für Verbrechen ist.“
Quellen: Al Jazeera/Euronews/Haaretz/Quds News Network