Der neue Metaller-KV bringt Lohnabschlüsse weit unter der Inflation – gefeiert wird er trotzdem von Gewerkschaftsführung, FSG und Unternehmern. Während die Reallöhne weiter sinken, zeigt sich erneut: Sozialpartnerschaft bedeutet Kapitulation.
Wien. Der neue Metaller-Kollektivvertrag ist ein Schlag ins Gesicht für die 190.000 Beschäftigten der Branche. Nach nur wenigen Stunden einigten sich die Verhandler auf einen Abschluss, der die rollierende Inflation von 2,8 Prozent nicht einmal annähernd ausgleicht: Ab November 2025 steigen die Ist-Löhne um magere 1,41 Prozent, die Mindestentgelte um 2 Prozent. Ein Jahr später folgt eine weitere Erhöhung von 1,9 Prozent bzw. 2,1 Prozent. Dazu gibt es ein paar Einmalzahlungen und wahlweise zwei zusätzliche Urlaubstage – alles Brosamen, die an der Tatsache nichts ändern: Die Reallöhne sinken.
Gewerkschaften für Wettbewerbsfähigkeit und Profite
Während die Konzerne jubeln, weil sie ihre „Wettbewerbsfähigkeit“ zurückgewinnen, verkaufen PRO-GE-Chef Reinhold Binder und GPA-Vertreter Mario Ferrarden Abschluss als „Krisenabschluss auf Zeit“. Die Gewerkschaftsführung spricht von „Planbarkeit und Sicherheit“ – in Wahrheit aber sichern sie nicht den Lebensstandard der Beschäftigten, sondern die Profite der Metallindustrie. Die soziale Ungleichheit wird weiter zunehmen, die Reichen werden reicher und die arbeitenden Menschen bleiben auf der Strecke. Kampfgeist für die Interessen der Arbeiterklasse sieht anders aus, die Sozialpartnerschaft erweist sich mal wieder als gute Dienerin des Kapitals.
Dass die Verhandler der Gewerkschaften nicht einmal eine konkrete Forderung gestellt haben, zeigt, wie tief die Logik der Sozialpartnerschaft verinnerlicht ist. Statt kämpferisch aufzutreten, haben sie die Interessen der Bosse übernommen. Besonders deutlich wird hier die Rolle der FSG-Funktionäre: Es ist alles ein Brei, die, die im Parlament Sozialabbau und Sparpakete mittragen, treten im Namen der Gewerkschaften auf und verkaufen Angriffe auf die arbeitende Bevölkerung als Erfolg.
Die Industriellenvereinigung und die WKO sind zufrieden – und das aus gutem Grund: Dieser Abschluss bedeutet eine weitere Umverteilung von unten nach oben. Während Konzerne und Rüstungsprogramme Milliarden verschlingen, soll die Arbeiterklasse mit Einmalprämien und warmen Worten abgespeist werden. So wurde ein ganzes Bündel an Kollektivverträgen mit dem selben Ergebnis abgeschlossen: Metalltechnische Industrie, Stahlindustrie und Nichteisenmetallindustrie alle mit Lohnverlust.
PdA zur Frage, was der ÖGB in der Regierung bedeutet
Das Ergebnis ist leider nicht überraschend, wenn man sich auf die sozialpartnerschaftliche Praxis verlässt wird man durch die Finger schauen. Die Partei der Arbeit Österreichs (PdA) hat deswegen vergangenen Freitag, im Don Quichotte Kulturzentrum in Innsbruck eine Veranstaltung zum Auftakt der KV-Runde organisiert, die sich damit beschäftigte, was es bedeutet, dass der ÖGB in der Regierung vertreten ist. Es wurden Fragen danach aufgeworfen, wie sich die Arbeiterklasse gegen Lohnraub, Sozialabbau und Konzerninteressen zur Wehr setzten kann. Dort machten Gewerkschafter wie Max Facchin (Lehrer, Wien) und Lukas Haslwanter (Angestellter im Handel, Innsbruck) klar: Ohne kämpferische Gewerkschaften, ohne Bruch mit der Sozialpartnerschaft, wird es keine Verbesserungen geben. Die Arbeiterklasse darf sich nicht auf faule Kompromisse der Gewerkschaftsführung verlassen. Was es braucht eine organisierte Arbeiterklasse, selbstbewusste Kämpfe in den Betrieben, die nicht die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie im Blick haben, sondern die Lebensinteressen der arbeitenden Menschen.
Der Abschluss ist nur ein Vorgeschmack, es wird bereits seit längerem für alle möglichen Sektoren und Bereiche die Wirtschaftsflaute betont und heraufbeschworen, um schlechte Ergebnisse für die arbeitenden Menschen vorzubereiten und zu legitimieren.
Quelle: ORF