Traun. Unimarkt feiert sein 50-jähriges Bestehen und überreicht den Beschäftigten im selben Atemzug die Kündigung. Über 600 Menschen – 120 in der Zentrale, rund 500 in den Filialen – wurden bereits beim AMS-Frühwarnsystem gemeldet. Offiziell heißt es „strategische Entscheidung“ und „geordneter Rückzug“. Wer genauer hinsieht, erkennt: ein klassischer Fall von Kapitulation vor den Großen des Lebensmittelkapitals – bezahlt mit Existenzen von Kassiererinnen, Regalbetreuern und Marktleitern.
Die Geschäftsführung in Traun redet von „ruhiger Hand“ und „Transparenz“. In Wahrheit bedeutet das: Die Filialen werden verhökert, die Konkurrenz darf sich bedienen, und die Beschäftigten stehen vielfach vor dem Nichts – ob sie übernommen werden, zu welchen Bedingungen und ob ihre Ansprüche anerkannt werden, ist völlig offen. Von „kein Cherry-Picking“ zu reden ist Zynismus pur: jeder weiß, dass die Filetstücke zuerst weggehen, während ländliche Standorte und die dortigen Belegschaften ins offene Messer laufen.
Der Rückzug wird begründet mit „schwieriger makroökonomischer Konstellation“ und „Kaufzurückhaltung“. Die Übersetzung: Das Geschäft wirft zu wenig Rendite ab. Dass Unimarkt-Onlineshops nicht rentabel waren, die 24h-UNIBoxen rechtlich scheiterten und der Umsatz im letzten Geschäftsjahr trotzdem bei 287 Millionen Euro lag, spielt keine Rolle. Kapital will Wachstum, Skaleneffekte, Expansion – wer das nicht liefern kann, wird vom Spielfeld gedrängt.
Die Betroffenen sind nicht die Eigentümer, nicht das Management, sondern die Beschäftigten. Sie haben den Konzern durch Restrukturierungen getragen, sie haben in den Filialen Umsatz gemacht, sie haben die Krise am eigenen Rücken ausgebadet – und sie sollen jetzt in einer „geordneten Abwicklung“ verschwinden. Die Gewerkschaft spricht von einem „herben Schlag“ und fordert Sozialpläne. Richtig so. Aber Sozialpläne sind immer nur ein Trostpflaster für eine Politik, die den Beschäftigten wieder und wieder die Krisenkosten aufbürdet.
Besonders dreist: Der Handelsverband erklärt die aktuelle Debatte über Preise zum „Sargnagel“ von Unimarkt. Als hätte nicht die Marktlogik selbst – die Jagd nach Rendite, die Konzentration in immer weniger Händen – das Unternehmen zermalmt. Dieses Gejammer über „Händler-Bashing“ ist nichts als ideologischer Nebel: In Wahrheit ist der Lebensmittelhandel selbst Teil des Problems, das Preise treibt und Druck auf Löhne und Arbeitsbedingungen ausübt.
Die Wahrheit ist bitter: Im Kapitalismus sind die Beschäftigten nur Variablen in der Bilanz. Heute werden sie noch gelobt, morgen landen sie beim AMS. Alles, was die Eigentümer und Manager als „geordnete Übergabe“ verkaufen, ist in Wirklichkeit die nackte Marktbereinigung – die Großen fressen die Kleinen, und die Menschen dazwischen werden verschoben wie Spielfiguren.
Solidarität mit den Kolleginnen und Kollegen von Unimarkt heißt deshalb mehr als Abwarten, ob Mitbewerber übernehmen. Sie heißt: kein Druck, keine Unterschriften ohne Prüfung, kein stilles Hinnehmen. Sie heißt Widerstand gegen die Politik der Standortschließungen, gegen die Lüge vom „schwierigen Umfeld“, das angeblich alternativlos zum Jobverlust führt. Denn alternativlos ist im Kapitalismus nur eines: dass die herrschende Klasse ihre Profite sichert – und die Arbeiterklasse dafür zahlt.
Quelle: ORF