Seattle, Washington. Der weltgrößte Onlinehändler Amazon hat angekündigt, rund 14.000 Arbeitsplätze in der Verwaltung zu streichen – möglicherweise sogar doppelt so viele. Das Ziel ist klar: Die Profitrate soll gesteigert werden und gleichzeitig werden Milliarden in die KI gepumpt, um die Arbeitenden noch effizienter auszupressen. Bei Amazon nennt man es trocken „Restrukturierung“.
Während die Gewinne explodieren, die Aktienkurse steigen und der Konzern in KI-Projekte finanziert, sollen Zehntausende auf die Straße gesetzt werden – mit 90 Tagen Gnadenfrist, um sich intern „neu zu orientieren“. Was hier passiert, ist kein Schönheitsfehler der Globalisierung, sondern ihr Programm: Der Kapitalismus ersetzt Menschen durch Maschinen, sobald sich’s rechnet. Und wenn die Maschinen erst einmal gelernt haben, zu verwalten, zu rechnen, zu überwachen – dann werden nicht nur Lagerarbeiterinnen und Lagerarbeiter überflüssig, sondern auch Angestellte, die vielleicht noch Hoffnung hatten, im „sicheren Bürojob“ zu sitzen.
Die Klasse der Besitzenden spart nicht, sie rationalisiert Menschen weg. Künstliche Intelligenz wird hier nicht eingesetzt, um das Leben der Menschen zu erleichtern, sondern um ihre Arbeitskraft überflüssig zu machen. Jeder Algorithmus ist ein digitaler Streikbrecher, jeder KI-Assistent ein weiterer Nagel im Sarg der menschlichen Beschäftigung. Und in dieser Logik ist die KI nichts anderes als ein Werkzeug, um den Menschen aus der Produktionskette zu eliminieren – oder ihn auf das zu reduzieren, was er für den Konzern ist: eine Kostenstelle.
Und während die Medien darüber spekulieren, ob KI die „Arbeit revolutionieren“ könne, wissen die Arbeiterinnen und Arbeiter längst, was das bedeutet: mehr Überwachung, mehr Druck, mehr Unsicherheit. Schon jetzt werden Amazon-Beschäftigte in den Logistikzentren sekundengenau kontrolliert, algorithmisch bewertet, entmenschlicht. Und nun soll es auch die Kolleginnen und Kollegen in den Büros treffen.
Amazon-Chef Andy Jassy nennt das „Abbau von Bürokratie“. Eigentlich meint er damit: Weniger Beschäftigte, mehr Profit. Weniger Lohn, mehr Dividende.
Während Amazon Milliarden scheffelt, wird die Arbeiterklasse global an die Wand gedrückt. Die Produktivität steigt, die Löhne stagnieren, der Arbeitsdruck nimmt zu. Und wenn es heißt, KI „übernehme Routineaufgaben“, dann heißt das nichts anderes, als dass der Kapitalist seine Investition in Maschinen rentabel macht – auf dem Rücken derer, die er nicht mehr braucht.
Die Klasse der Arbeitenden zahlt den Preis für eine Zukunft, die ihnen nichts bietet außer Prekarität, Kontrolle und digitalem Druck. Amazon ist kein Ausreißer, es ist die Blaupause der kommenden Jahrzehnte. Die Lehre daraus? Der Fortschritt, den die Kapitalisten preisen, ist nicht der Fortschritt der Menschheit, sondern der ihrer Profite. Die Arbeiterklasse hat nur eine Möglichkeit: sich zu organisieren – gegen die Chefetagen, gegen die Logik des Profits und vor allem gegen ein System, das sie mit Füßen tritt.
Quelle: Kleine Zeitung



















































































