Kommentar von Tibor Zenker, Vorsitzender der Partei der Arbeit Österreichs (PdA)
Wir leben in der Epoche des Übergangs der Menschheit vom Kapitalismus zum Sozialismus. – Der Sieg der sozialistischen Oktoberrevolution in Russland 1917 war praktischer Ausdruck der Tatsache, dass eine neue Epoche der Menschheitsgeschichte angebrochen war. Wir befinden uns in der Epoche des Übergangs der Menschheit vom Kapitalismus zum Sozialismus. Der theoretische Gegensatz zwischen der bürgerlichen Ideologie und dem Kommunismus ist mit dem Sieg der Oktoberrevolution vom Bereich der Ideologie und des politischen Kampfes auf die Ebene staatspolitischer Wirklichkeit getreten. Der Gesellschafts- und Systemgegensatz steht seit 1917 in der politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Praxis.
Diese Tatsache ist eine unzweifelhafte Wahrheit, ungeachtet des Einflusses des Revisionismus in der kommunistischen Weltbewegung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, ungeachtet des vorläufigen Rückschlages des Sozialismus in der UdSSR und in Osteuropa 1989/90. Der weltrevolutionäre Prozess ist kein linearer, der direkt zum endgültigen Sieg des Proletariats und des Sozialismus führt. Bei allen Anstrengungen der Kommunistinnen und Kommunisten kann es in Ländern mit einem sozialistischen Entwicklungsweg zu erfolgreichen Gegenschlägen der internationalen Konterrevolution kommen. Die UdSSR wurde von Anbeginn durch die internationale Konterrevolution mit allen zur Verfügung stehen Mitteln bedroht. Der Sozialismus in der UdSSR und in Osteuropa konnte aufgrund innerer Schwächung zwar lange, aber letztlich nicht dauerhaft widerstehen. Doch die kommunistische Weltbewegung, ist sie einmal an einer Front geschlagen, hat nichts zu tun, als mit noch mehr Energie den revolutionären Kampf fortzusetzen.
Die kommunistische Bewegung mag sich seit 1989/90, vor allem in Europa, in der Defensive befinden. Diese Situation nützt der Imperialismus zu einer umfassenden Neuentfaltung seines aggressiven und repressiven Wesens. Doch es steht außer Frage, dass gerade durch die Bedingungen der kapitalistischen Unterdrückung und Ausbeutung sowie der imperialistischen Kriege die Kommunistinnen und Kommunisten wieder in die Offensive gelangen werden. Gegenwärtig müssen sich die Kommunistinnen und Kommunisten neu sammeln, die bisherigen Erfahrungen auswerten und die neue Offensive vorbereiten. Vorläufige Rückschläge wie 1989/90 sind nicht Grund zur Resignation, sondern Anlass zur neuen Fortsetzung des revolutionären Kampfes.
In diesem Sinne zeigte die sozialistische Oktoberevolution nämlich vor allem eines: Das Proletariat kann die Bourgeoisie besiegen und seine eigene Gesellschaft errichten. Dessen sind sich seit 1917 vor allem auch die Kapitalisten bewusst. Wenn bürgerliche Ideologen heute behaupten, die Niederlage des Sozialismus in der UdSSR würde den Tod des Marxismus-Leninismus und des Kommunismus bedeuten, so wollen sie sich dadurch vor allem selbst beruhigen. Denn längst zeigt sich, dass der weltrevolutionäre Prozess im 21. Jahrhundert seine Fortsetzung findet.
Der Kapitalismus befindet sich immer noch im Stadium seiner allgemeinen, allseitigen Krise, in einer existenziellen Krise, zu deren Beginn maßgeblich die siegreiche Oktoberevolution beigetragen hat. Die Tatsache der bis heute fortgesetzten Krise ist der Grund, warum der Imperialismus heute unvermindert global wütend agiert, obwohl er in Bezug auf die UdSSR und die sozialistischen Staaten in Europa einen Sieg erringen konnte. Und das ist der Grund, warum wir uns objektiv nach wie vor in der Epoche des Niedergangs des Imperialismus und des Sieges des Sozialismus befinden. Es mag diese eine lange Epoche sein, die auch zwischenzeitliche Rückschläge für die revolutionäre Bewegung und den Sozialismus impliziert, doch an ihrem Ende werden die Befreiung der Menschheit vom Kapitalismus und ihr vollständiger Übergang zum Sozialismus stehen.
Die Oktoberrevolution weist spezifische Besonderheiten, aber auch allgemein gültige, internationale Grundzüge für den revolutionären Kampf auf. – Der wissenschaftliche Sozialismus kennt einige Grundsätze, ohne deren Durchsetzung eine Gesellschaft nicht als sozialistisch bzw. kommunistisch bezeichnet werden kann. Diese entscheidenden Grundsätze der sozialistischen Revolution haben bereits Karl Marx und Friedrich Engels dargelegt. Sie hatten vor der Oktoberrevolution Gültigkeit, sie hatten nach der Oktoberrevolution Gültigkeit – und sie haben heute Gültigkeit. Diese Grundsätze verlangen von der sozialistischen Revolution: die Vergesellschaftung der Produktionsmittel; auf dieser Basis die planmäßige Steigerung der Produktivität; dadurch die Sicherung des materiellen Lebens aller Menschen; die Abschaffung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen; die Überwindung der Teilung der Gesellschaft in Klassen; die Ausschaltung von Kriegen aus dem Leben der Menschen; die allmähliche Anpassung des Bewusstseins der Menschen an die neuen gesellschaftlichen Verhältnisse. – Diesen Grundsätzen waren auch die Oktoberrevolution und der sozialistische Aufbau in der UdSSR verpflichtet.
In diesem Sinne hat die Oktoberrevolution die allgemeinen Grundsätze des Sozialismus von Marx und Engels durch ihre Anwendung bestätigt. Doch die Frage, die sich notwendig erhebt, besteht darin, ob und inwieweit die Oktoberrevolution in Russland ein weiterführendes Beispiel für andere Länder sein kann. Inwieweit haben neue Erfahrungen und die Praxis der Oktoberrevolution allgemeine, internationale Gültigkeit?
Lenin wandte sich immer gegen eine mechanische Übertragung der Oktoberrevolution auf andere Länder. Er wies immer darauf hin, dass nur durch die konkrete Analyse der Lage in jedem Land und nur unter Berücksichtigung aller spezifischen nationalen Besonderheiten der richtige Weg zur sozialistischen Revolution gefunden werden kann. Trotzdem sagte Lenin auch, dass bestimmte grundsätzliche Erfahrungen der Oktoberrevolution, die in Russland bzw. in der UdSSR durch die Praxis bestätigt wurden, unbedingt allgemeine Gültigkeit für den Kampf um den Sozialismus haben. Das bedeutet, dass die Oktoberevolution neben ihren nationalen Besonderheiten sehr wohl auch wichtige neue allgemeine Grundzüge aufwies, die für den revolutionären Kampf auf der ganzen Welt anwendbar und verwertbar, ja sogar unverzichtbar sind. Welche Grundzüge der Oktoberrevolution, die allgemeine, internationale Bedeutung haben, sind damit gemeint? – Folgende Punkte sind zu nennen:
1. Ohne revolutionäre Partei der Arbeiterklasse kann die Revolution nicht siegen.
2. Ohne Diktatur des Proletariats ist der sozialistische Aufbau nicht möglich.
3. Der revolutionäre Kampf wird begünstigt durch Bündnisse der Arbeiterklasse mit unterdrückten nichtproletarischen Klassen und Volksschichten.
4. Die sozialistische Revolution kann auch in rückständigen Ländern erfolgreich sein. Der Kapitalismus im Stadium des Imperialismus ist im Weltmaßstab reif für die sozialistische Revolution.
5. Der Kampf gegen den Revisionismus und Opportunismus hat zentrale Bedeutung für den Kampf um den Sozialismus.
6. Dem Imperialismus als Weltsystem ist eine kommunistische Weltbewegung auf marxistisch-leninistischer Grundlage entgegenzustellen.
Gelingt der kommunistischen Weltbewegung heute die Neuformierung auf marxistisch-leninistischer Grundlage, so wird die kommunistische Bewegung aus der Defensive, in der sie sich Großteils befindet, in die Offensive gelangen. Es mag dies eine schwierige Aufgabe sein – und wir wissen dies aufgrund unserer eigenen Bemühungen und Mühen beim Aufbau der PdA nur allzu gut –, doch sie ist unumgänglich, solange die Menschheit vor der einzigen Alternative steht: Sozialismus statt Barbarei.
Der Imperialismus ist der Vorabend der sozialistischen Revolution, sagte Lenin. Der rote Morgen, der neue rote Oktober folgt mit Gewissheit. Unsere Aufgabe ist es, dahingehend zu wirken, konsequent, diszipliniert und mit Freude. Denn es gibt keine lohnendere und keine wichtigere Aufgabe auf dieser Welt, als für die Befreiung der Menschheit, für den Sozialismus und Kommunismus zu arbeiten.


















































































