Washington. Am ersten Weihnachtstag, in den frühen Morgenstunden des 26. Dezember österreichischer Zeit, führten die Vereinigten Staaten Raketenangriffe auf den Nordwesten Nigerias durch. Unter dem Vorwand, den sogenannten „Islamischen Staat“ (IS) zu „bestrafen“ und auf angebliche „Massaker an Christen“ zu reagieren, feuerten US-Streitkräfte Marschflugkörper auf Ziele im Bundesstaat Sokoto. Die Angriffe erfolgten laut offiziellen Angaben in enger Koordinierung mit der nigerianischen Regierung – ein Umstand, der die aggressive Eskalation Washingtons in Westafrika politisch absichern soll.
US-Präsident Donald Trump erklärte öffentlich, er habe persönlich den Befehl zu einem mächtigen und tödlichen Schlag gegen den terroristischen Abschaum des IS gegeben. Begleitet wurde diese Erklärung von offenen Drohungen mit weiteren Angriffen, sollten die dschihadistischen Überfälle andauern. Trump verlieh den Militärschlägen dabei einen bewusst religiösen Anstrich, indem er sie als Schutzmaßnahme für Christen darstellte – obwohl dschihadistische Gewalt in Nigeria seit Jahren ebenso muslimische Gemeinschaften, Bauern, Arbeiter und ganze Dörfer trifft.
Auch das US-Afrikakommando (AFRICOM) bestätigte die Angriffe und erklärte, diese seien auf Ersuchen der nigerianischen Behörden durchgeführt worden. Der US-Kriegsminister Pete Hegseth bedankte sich ausdrücklich bei der Regierung in Abuja für ihre Zusammenarbeit. Der nigerianische Außenminister Yusuf Maitama Tugar sprach von einer „gemeinsamen Operation gegen terroristische Organisationen“ und räumte ein, dass nigerianische Geheimdienste den US-Streitkräften Informationen zur Zielbestimmung geliefert hätten. Weitere Angriffe schloss er ausdrücklich nicht aus.
Die technischen Details der Operation unterstreichen ihren imperialistischen Charakter: Abgefeuert wurden Tomahawk-Marschflugkörper von einem US-Zerstörer, der sich in internationalen Gewässern im Atlantik oder im Golf von Guinea befand – außerhalb nigerianischen Territoriums. US-Aufklärungsflugzeuge hatten laut AFRICOM bereits Wochen zuvor von einem Stützpunkt im ghanaischen Accra aus Ziele kartiert. Nigeria dient damit erneut als Operationsraum fremder Militärmächte, während zentrale sicherheitspolitische Entscheidungen faktisch ausgelagert werden.
Hinter der moralischen Fassade des sogenannten Krieges gegen den Terror verbirgt sich jedoch das eigentliche Motiv der US-Intervention: die Zuspitzung des innerimperialistischen Wettbewerbs um Afrika. Nigeria ist dabei ein Schlüsselstaat – mit riesigen Ölreserven, strategischer Lage und Hunderten Millionen billiger Arbeitskräfte. Während China seinen wirtschaftlichen Einfluss durch Infrastrukturprojekte, Kredite und Handel ausbaut und Russland militärische Kooperationen vertieft, setzen die USA zunehmend auf offene militärische Machtdemonstrationen, um ihre schwindende Hegemonie abzusichern.
Bemerkenswert ist dabei die offenkundige Heuchelei Washingtons. Dieselbe US-Regierung, die nun vorgibt, den IS in Nigeria zu bekämpfen, unterstützt gleichzeitig den dschihadistischen Machthaber Syriens, Ahmad al-Sharaa (al-Jolani), politisch und indirekt militärisch. Noch vor Kurzem umarmte Trump im Weißen Haus ebenjene Kräfte, die mithilfe der USA, der Türkei und Israels in Syrien an die Macht gebracht wurden. Ebenso offen ist die Zusammenarbeit des israelischen Besatzungsstaates mit IS-Überresten im Gazastreifen, wie Ministerpräsident Netanjahu selbst einräumte – ein weiterer Beleg dafür, dass die sogenannte Terrorismusbekämpfung stets nur dort gilt, wo sie imperialistischen Interessen dient.
Bereits Anfang November hatte Trump erklärt, das Christentum sei in Nigeria existentiell bedroht, und der Regierung von Präsident Bola Ahmed Tinubu mit dem Entzug von Hilfsgeldern und militärischer Intervention gedroht. Tinubu wies diese Anschuldigungen damals öffentlich zurück und betonte die verfassungsmäßig garantierte Religionsfreiheit. Gleichzeitig ließ seine Regierung jedoch die Tür für eine vertiefte militärische Zusammenarbeit mit den USA offen – eine gefährliche Doppelstrategie, die Nigeria weiter in geopolitische Abhängigkeiten treibt.
China und Russland reagierten bereits im November mit deutlicher Kritik. Das chinesische Außenministerium warnte vor einer „Einmischung von außen in die inneren Angelegenheiten Nigerias“ unter dem Vorwand von Religion oder Menschenrechten. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, erklärte, Moskau beobachte die Entwicklungen genau und rief zur Einhaltung des Völkerrechts auf.
Die US-Angriffe auf Nigeria fügen sich nahtlos in eine lange Reihe imperialistischer Interventionen ein, die unter dem Deckmantel humanitärer oder religiöser Motive geführt werden. Sie verschärfen die Militarisierung des afrikanischen Kontinents, destabilisieren ganze Regionen und dienen letztlich der Sicherung von Ressourcen, Einflusszonen und Profiten. Für die arbeitenden Menschen Nigerias – unabhängig von Religion oder Ethnie – bedeuten sie keine Sicherheit, sondern die weitere Unterordnung unter fremde Interessen und die Logik des imperialistischen Systems.
Quelle: Rizospastis/902.gr/902.gr
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