Mit Ali Khavari starb am vergangenen Freitag ein bedeutender historischer Führer der marxistisch-leninistischen Tudeh-Partei des Iran.
Berlin/London. Die Tudeh-Partei des Iran trauert um einen prägenden Genossen, der lange die Führung der Partei innehatte. Nur drei Tage vor seinem heutigen 98. Geburtstag verstarb Ali Khavari, der ab 1983 maßgeblich für die Reorganisation der Partei im Exil verantwortlich war.
Geboren wurde Khavari am 22. März 1923 in Maschhad, ca. 850 Kilometer östlich von Teheran. Als 1941 die Tudeh-Partei als Nachfolgerin der 1921 illegalisierten Kommunistischen Partei des Iran geschaffen wurde, trat ihr Khavari, damals 18 Jahre alt, noch im selben Jahr bei und wurde in einer Jugendgruppe aktiv. Nach dem abermaligen Parteiverbot durch das Schah-Regime 1949 und der verstärkten Repression nach dem US-britischen Putsch gegen Mosaddegh 1953 verbrachte er mehrere Jahre im Exil, u.a. in China. Zu Beginn der 1960er Jahre, Khavari war wieder im Iran tätig, wurde er in das Zentralkomitee der Tudeh-Partei gewählt. Als er 1963 mit der Reorganisation der Partei im Untergrund beschäftigt war, wurde er von der Geheimpolizei SAVAK festgenommen. Das zunächst verkündete Todesurteil wurde aufgrund einer Solidaritätskampagne 1966 in lebenslange Haft umgewandelt – die nächsten eineinhalb Jahrzehnte saß Khavari daher im Gefängnis und kam erst 1979, am Vorabend der Revolution, wieder frei. Sofort übernahm er Funktionen im Politbüro sowie im Sekretariat der Tudeh-Partei, doch die Revolution sollte bekanntlich eine andere Richtung nehmen, nämlich eine islamistische.
Die Islamisten holten 1983 zum vernichtenden Schlag gegen die iranischen Kommunisten aus: Zehntausende wurden verhaftet, die Partei neuerlich verboten, viele Mitglieder misshandelt und eine erhebliche Zahl ermordet. Khavari war zu diesem Zeitpunkt in der CSSR, um im Auftrag der Tudeh-Partei deren internationale Aktivitäten zu organisieren – und so ergab es sich, dass Khavari als einziger Parteisekretär überlebte und als einer der wenigen Führungskader der Partei handlungsfähig blieb: Pflichtbewusst übernahm die Neuorganisierung im Exil, zunächst als Leiter des Auslandskomitees, dann als Erster Sekretär des Zentralkomitees ab 1984. Für 20 Jahre leitete er danach in dieser Funktion aktiv die Geschicke der Tudeh-Partei in mehrfach schwierigen Zeiten, anschließend fungierte er – bereits im hohen Alter und bis zuletzt – weiterhin als deren Sprecher und historische Leitfigur.
Nun ist Ali Khavari am 19. März 2021 infolge eines Herzinfarkts verstorben. Sein Andenken wird das islamistische Regime im Iran überdauern – und eine Inspiration für die iranischen Kommunistinnen und Kommunisten sowie die Arbeiterklasse in ihrem Freiheitskampf bleiben.
Quelle: Tudeh-Partei