Nachdem sein Vater Wilhelm Liebknecht, der Mitbegründer der SPD-Vorläuferpartei SDAP und aktiver Kämpfer von 1848, häufig Verfolgung und Verhaftung ausgesetzt war, und sich um seine Familie kaum kümmern konnte, griffen Friedrich Engels und Karl Marx dem jungen Karl Liebknecht unter die Arme, so dass er das Abitur machen konnte.
1899 eröffnete der inzwischen promovierte Jurist Karl Liebknecht mit seinem älteren Bruder Theodor eine Kanzlei in Berlin. Erst nach dem Tod des Vaters im Jahre 1900 begann die politische Karriere Karl Liebknechts. In der SPD hatte er von Anfang an einen schweren Stand. Seine radikalen antimilitaristischen Ideen, die der deutschen Rüstungsindustrie ein Dorn im Auge waren, stießen auf Ablehnung. Trotzdem gelang ihm der Aufstieg zum Landtags‑, später zum Reichstagsabgeordneten – Ausdruck seines Ansehens, das er sich innerhalb der Arbeiterschaft verschafft hatte, weil er konsequent für seine Ideen eintrat. Für seine Schrift „Militarismus und Antimilitarismus“ wurde er am 12. Oktober 1907 zu eineinhalb Jahren Festungshaft wegen Hochverrats verurteilt. Nach dem Urteil wurde er jedoch von den Massen vor dem Leipziger Reichsgericht stürmisch gefeiert.
Endgültig zur Ikone der Arbeiterbewegung wurde Liebknecht, als er sich nach dem Kriegsausbruch 1914 mit seiner Partei überwarf und als einziger (!) Reichstagsabgeordneter gegen die Kriegskredite stimmte. Gemeinsam mit Rosa Luxemburg gründete er im Januar 1916 den „Spartakusbund“ Am 1. Mai 1916 begann Karl Liebknecht seine Rede auf dem Potsdamer Platz mit den Worten „Nieder mit dem Krieg! Nieder mit der Regierung!“. Weiter kam er nicht. Er wurde verhaftet und später zu vier Jahren Haft im Zuchthaus Luckau verurteilt.
Gründung der KPD
Als Liebknecht mit dem Ende des 1. Weltkriegs begnadigt wurde, hatte sich das politische Klima gewandelt. Deutschland stand am Vorabend einer Revolution. Als im November 1918 tatsächlich Aufstände ausbrachen, versuchte Liebknecht die Situation zu nutzen. Am 9. November rief er vom Balkon des Berliner Schlosses die Sozialistische Republik aus. Kurz vorher war allerdings schon andernorts der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann aufgetreten, um die Deutsche Republik zu verkünden. In den folgenden Tagen konstituierte sich eine Revolutionsregierung unter der Führung des Sozialdemokraten Friedrich Ebert. Liebknecht wollte dieser Regierung nicht beitreten, hatten seine früheren Genossen aus seiner Sicht doch mit ihrer Zustimmung zum Krieg alle Ideale der Partei verraten. So forderte er die Massen auf, diese Regierung zu bekämpfen und die Revolution fortzuführen. Nach vier Jahren Krieg fanden Liebknechts Ideen jedoch kaum Widerhall.
Um ihre neu errungene Macht zu sichern, kooperierte die sozialdemokratische Regierung mit den alten Eliten. Aufflackernde Aufstände zu Weihnachten 1918 und im Januar 1919 wurden mit Hilfe der Freikorps blutig niedergeschlagen. Um die Jahreswende hatten sich die „Spartakisten“ mit linken Sozialdemokraten zusammengetan und die Kommunistische Partei Deutschlands gegründet. Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg waren die Köpfe der KPD, die ganze bürgerliche und sozialdemokratische Hetzpropaganda richtete sich gegen diesen beiden bekanntesten Gesichter der Kommunisten.
Ermordung mit Billigung der SPD
Sie waren an keinem Ort mehr sicher und schon seit Tagen auf der Flucht, als sie am Abend des 15. Januar 1919 in der Wohnung eines Freundes aufgespürt und verhaftet wurden. Der für die Festnahme verantwortliche Hauptmann Waldemar Pabst ließ die Gefangenen in sein Stabsquartier im Nobelhotel Eden bringen und nach kurzem Verhör getrennt ins Gefängnis abtransportieren.
Dort kamen sie jedoch nie an. Karl Liebknecht wurde nach kurzer Fahrt im Berliner Tiergarten aus dem Auto gezwungen und von hinten erschossen. Später hieß es, man habe nur so einen Fluchtversuch unterbinden können. Auch Rosa Luxemburg wurde kurz darauf erschossen. Ihre Leiche warf man in den Landwehrkanal.
Über die Hintergründe der Morde hat Pabst sich 1969 in einem Privatbrief geäußert:
„Tatsache ist: die Durchführung der von mir angeordneten Befehle ist leider nicht so erfolgt, wie es sein sollte. Aber sie ist erfolgt, und dafür sollten diese deutschen Idioten Noske und mir auf den Knien danken, uns Denkmäler setzen und nach uns Straßen und Plätze benannt haben! Der Noske war damals vorbildlich, und die Partei (bis auf ihren halbkommunistischen linken Flügel) hat sich in dieser Affäre damals tadellos benommen. Dass ich die Aktion ohne Noskes Zustimmung gar nicht durchführen konnte (mit Ebert im Hintergrund) und auch meine Offiziere schützen musste, ist klar. Aber nur ganz wenige Menschen haben begriffen, warum ich nie vernommen oder unter Anklage gestellt worden bin, und warum die kriegsgerichtliche Verhandlung so verlaufen ist, Vogel aus dem Gefängnis befreit wurde usw. Als Kavalier habe ich das Verhalten der damaligen SPD damit quittiert, dass ich 50 Jahre lang das Maul gehalten habe über unsere Zusammenarbeit. […] Wenn es nicht möglich ist, an der Wahrheit vorbeizukommen und mir der Papierkragen platzt, werde ich die Wahrheit sagen, was ich auch im Interesse der SPD gern vermeiden möchte.“
Karl Liebknecht wurde am 25. Januar 1919 zusammen mit 32 weiteren Opfern des „Spartakusaufstandes“ auf dem Zentralfriedhof in Berlin-Friedrichsfelde in einem Massengrab beigesetzt. Später, nach dem Auffinden von Rosa Luxemburgs Leiche, für die zunächst symbolisch ein leerer Sarg beigesetzt worden war, kam es zu einer erneuten Trauerfeier am 13. Juni 1919.
Ikone der Arbeiterbewegung in der Sowjetunion und weltweit
Gemeinsam mit Rosa Luxemburg wurde Karl Liebknecht im jungen Sowjetrussland zum gefeierten Helden. Straßen, Plätze und Fabriken wurden nach ihm benannt, auch weltweit wurden Rosa und Karl zu Helden der Arbeiterbewegung.
Heutzutage werden beide auch von den rechtssozialdemokratischen Parteien, die in direkter Nachfolge seiner Mörder stehen mit Nachrufen bedacht, und insbesondere Rosa Luxemburg wird auch gerne von Salonlinken benützt. Dabei ist immer zu beachten: In der Traditionslinie von Rosa und Karl stehen die Kommunisten, denn die beiden zogen die Konsequenzen aus dem Verrat der Sozialdemokratie und gründeten die KPD. Dafür mussten sie sterben. Sie werden in allen revolutionären Bewegungen und allen wahrhaft kommunistischen Parteien weltweit – wie der Partei der Arbeit in Österreich – weiterleben!