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Vor 70 Jahren starb William Foster

Am 1. September jährte sich der siebzigste Todestag von William Z. Foster, dem historischen Generalsekretär der Kommunistischen Partei der USA. Grund genug, um sein bewegtes Leben in aller Kürze Revue passieren zu lassen.

USA. „Die Geschichte der Kommunistischen Partei der Vereinigten Staaten ist die Geschichte der Avantgardepartei der amerikanischen Arbeiterklasse. Sie ist die Geschichte und Auswertung der Entstehung, des Wachstums und der Entwicklung einer politischen Partei der Arbeiterklasse neuen Typs, die durch die Epoche des Imperialismus, das letzte Stadium des Kapitalismus, und durch das Aufkommen eines neuen Gesellschaftssystems – des Sozialismus – ins Leben gerufen wurde.“

Mit diesen Zeilen beginnt die History of the Communist Party of the United States von 1952, die vier Jahre später auch auf Deutsch übersetzt im Dietz-Verlag als Geschichte der Kommunistischen Partei der Vereinigten Staaten erscheint. Der Verfasser des Buchs, das in sich die Geschicke, Peripetien und allgemeine Erfahrungen der historischen Kommunistischen Partei der USA bis zum Jahr 1952 in sich vereint, heißt William Zebulon Foster. Foster starb vor 70 Jahren am 1. September 1961 in Moskau. Neben der Geschichte … stammen unzählige weitere Broschüren und Werke aus seiner Feder, nur wenige wurden durch Übersetzungen dem deutschsprachigen Publikum bekannt, darunter sein Abriss der Geschichte der Weltgewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1955 (1960), der Abriß der politischen Geschichte beider Amerika (1957) und Der Weltkapitalismus im Niedergang (1954).

Gewerkschafter und Revolutionär

Geboren wurde Foster vor rund 140 Jahren am 25. Februar 1881 in Taunton. In jungen Jahren übersiedelte seine Familie nach Philadelphia, wo er bereits mit 10 Jahren genötigt war, die Schule zu verlassen und als Klempnerlehrling die Arbeitswelt zu betreten. Drei Jahre später wechselte er in eine Bleiweißfabrik, jedoch blieb seine Arbeitstätigkeit nie konstant: Der noch sehr junge William Foster arbeitete nämlich bald darauf in einer Düngemittelfabrik, als Gleisarbeiter bei der Eisenbahn, in einem Sägewerk, als Straßenbahnfahrer, als Holzfäller, Hafenarbeiter und Segler in jeweils unterschiedlichen Orten. Ab 1905 arbeitete er außerdem in Oregon als Bergarbeiter, Schäfer, Eisenbahnarbeiter und als Sägewerkangestellter, während er gleichzeitig eine Farm am Laufen hielt.

Bevor Foster zum historischen langjährigen Generalsekretär der Kommunistischen Partei der USA wurde, engagierte er sich in der Sozialistischen Partei Amerikas und gewerkschaftlich bei den damals noch jungen Industrial Workers of the World. Dort nahm er linke Positionen ein und machte sich schnell einen Namen. Zur internationalen Arbeiterkonferenz in Budapest 1911 wurde er als Delegierter geschickt. Seine syndikalistischen Ideen entfernten ihn jedoch immer mehr von der Gewerkschaft und im Jänner 1912 war er Mitbegründer der Syndicalist League of North America, die eher unter anarchistischem Einfluss stand. Mit der SLNA und in deren Umfeld wurde Foster zu einer herausragenden Persönlichkeit bei den Bahn- und Metallerstreiks von 1919, die aber aus späterer Perspektive von wenig Erfolg gekrönt waren. Er stellte sich zu jener Zeit, das muss hinzugefügt werden, nicht gegen den Kriegseintritt der USA, sondern war noch in einerseits sozialdemokratischen und andererseits in anarchosyndikalistischen Ideologemen befangen. Einen umso stärkeren Eindruck muss die Reise in die Sowjetunion im Juli 1921 auf ihn hinterlassen haben, zu der ihn niemand anderes als der später in Verruf geratene Earl Browder einlud. Dort besucht er die erste Konferenz der Roten Gewerkschafts-Internationale (Profintern). Foster kehrt mit einem anderen Bewusstsein zurück und tritt sogleich der Kommunistischen Partei der USA bei, der er bis zu seinem Lebensende dienen wird.

Präsidentschaftskandidat und Generalsekretär

1924, 1928 und 1932 schaffte die KP USA jeweils eigenständige Antritte bei den Präsidentschaftswahlen mit Foster als Spitzenkandidat, die Stimmanteile blieben jedoch zwischen 0,1 und 0,3 Prozent mit 38.669 Stimmen im Jahr 1924, 48.551 in 1928 und 103.307 Stimmen für das Jahr 1932. Bei den Gouverneurswahlen von New York von 1930, bei der schließlich der zukünftige Präsident Franklin Delano Roosevelt den Sieg errang, erreichte Foster mit der KP USA den 4. Platz mit 18.034 Stimmen.

Dazwischen, 1929, wird Foster die Funktion des Generalsekretärs der KP USA anvertraut, die er einstweilen bis 1932 innehat. In diesem Jahr erleidet er nämlich einen Herzinfarkt, den er zwar überlebt, der ihn jedoch in seinen politischen Aktivitäten kürzerzutreten zwingt. Sein Nachfolger wird Earl Browder, der sich bald als Vertreter des Revisionismus herausstellen wird mit Thesen, die auf eine Eindämmung des Klassenkampfs als Ziel für eine geordnete Gesellschaft, auf die Negierung der Selbständigkeit der Kommunistischen Partei und auf das Beschränken auf legale, demokratische Mittel auf dem Weg zur Macht hinausliefen. Erst 1945 wird Foster wieder als Generalsekretär eingesetzt, nachdem der Versuch der Liquidierung der Partei fehlgeschlagen war. So hatte Foster zum zweiten Mal die Ehre und Bürde, die Kommunistische Partei der USA aus einer schwierigen Lage heraus zu festigen und neu aufzustellen, bei gleichzeitigen Repressionen durch das McCarthy-Regime, das Kommunistinnen und Kommunisten sowie als solche Gebrandmarkte einer heiligen und nicht besonders demokratischen Inquisition unterzog. 1948 gehörte Foster zu den Parteiexponenten, die wegen vermeintlich subversiver Aktivitäten im Rahmen des Smith Acts angeklagt wurden, wegen seines prekären Gesundheitszustands wurde er aber nicht vor Gericht gestellt. Die Partei erlitt infolge dieser Anzeigen eine der schwersten Momente ihrer Geschichte, da viele Parteiführer in den Untergrund zu gehen genötigt waren, nachdem der Oberste Gerichtshof zahllose über Kader der Partei gefällte Urteile bestätigt hatte.

Foster blieb Generalsekretär bis ins Jahr 1957, um danach Platz für seinen Nachfolger Gus Hall zu machen. Als Ehrenvorsitzender stand er jedoch noch weitere Jahre seiner Partei mit Rat und Tat zur Verfügung. Seinen Lebensabend verbrachte er in der Sowjetunion und starb inzwischen 80-jährig in Moskau, wo er denn auch in einer feierlichen Zeremonie mit Chrustschow persönlich an der Spitze neben John Reed und Bill Haywood begraben wurde. Während seiner Funktionsperiode blieb er stets auf der Seite der Komintern und der KPdSU, auch in der komplizierten Periode der ungarischen Umsturzversuche. Dem vom 20. Parteitag der KPdSU losgetretenen Chor der Entstalinisierung stimmte er ebenfalls nie mit ein. Auf Englisch und zum kleineren Teil auf Deutsch hinterließ Foster ein großes historiographisches Vermächtnis, das bis heute politisches und historisches Interesse anregt und nicht nur von Kommunistinnen und Kommunisten geschätzt wird.

Quellen: Williamzforster / Britannica

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