David Dushman war der letzte lebende Soldat der Roten Armee, der an der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz beteiligt war. Abgesehen von seinem heroischen Einsatz in der Roten Armee war er als begnadeter Fechter und Fechttrainer in der Sowjetunion und in der BRD bekannt.
München. Am vergangenen Freitag starb David Dushman 98-jährig in München. Er war der letzte lebende Befreier von Auschwitz – ein Zeitzeuge, der in Interviews mit bewegenden Worten über die Schrecken des Weltkrieges und des faschistischen Vernichtungskriegs berichtete und hierfür auch in Schulen eingeladen wurde. Als Freiwilliger in die Rote Armee eingetreten, nahm er als Panzerfahrer in der Stalingrader und Kursker Schlacht teil. Hochdekoriert (40 Auszeichnungen, u.a. mit dem Orden des Vaterländischen Krieges), gleichzeitig aber tief vom Grauen des Krieges gezeichnet, kehrte er als einer von 69 Soldaten seiner Division lebend heim, die ursprünglich 12.000 Mann zählte.
Fechtkarriere und Medizinstudium
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Dushman v. a. sportlich aktiv: Von 1952 bis 1988 trainierte er die Frauennationalmannschaft der Sowjetunion im Fechten. 1960 gewann die die UdSSR unter Dushmans Leitung zum ersten Mal olympisches Gold im Florett-Mannschaftswettbewerb, zahlreiche Titel und Pokale folgten daraufhin bei Weltmeisterschaften und den Olympischen Spielen. Neben der Laufbahn im Profisport studierte Dushman erfolgreich Medizin. Seine Memoiren sind in dem gemeinsam mit Olga Kotlytska geschriebenen autobiographischen Werk Krieg und Frieden … Und Sport! (2019) auf Deutsch gesammelt.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion lebte er einige Jahre in Österreich, um dann in die BRD überzusiedeln. Dort unterrichtete er weiterhin bis ins hohe Alter von 94 fast täglich Fechten in einem Münchner Sportverein. Beim Fechten ginge es, so Dushman, auch darum, Menschen lesen zu lernen:
„Fechten ist nicht nur Sport für den Körper, sondern auch für den Geist. Es geht um Psychologie und darum, Menschen lesen zu lernen, schneller zu sein als Dein Gegenüber, zu wissen, was der Gegner macht, bevor er es selbst tut“
Gegen die Deutschen hegte er trotz des Krieges keine Ressentiments: „Wir haben nicht gegen die Deutschen gekämpft, sondern gegen den Faschismus“, stellte er gegenüber der Jüdischen Allgemeinen objektiv fest.
Trotz seiner hohen Reputation in der Israelitischen Kultusgemeinde wurde Dushman jedoch nie zu einer Gedenkfeier nach Auschwitz eingeladen. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagte er aber, dass er eine solche Einladung ohnehin abgeschlagen hätte: „Ich könnte nicht aufhören zu weinen.“
Mit David Dushman erlischt der letzte Rotarmist, der Auschwitz befreit hat, d.h. eine Stimme, die die Wahrheit sprach, weil sie nicht anders konnte. Der Geschichtsrevisionismus vom Schlage derjenigen, die leichtfertig und ohne materielle Grundlage einseitig den USA die Befreiung von NS-Terror und Genozidsystem zusprechen, wird nun wiederum ein leichteres Spiel haben. Umso wichtiger ist es, die Geschichte derjenigen, die im Zweiten Weltkrieg auf der richtigen Seite standen und tatsächlich für die Befreiung vom Faschismus kämpften, zu studieren und weiterzutradieren.
Quelle: In Defense of Communism / Reuters /Süddeutsche Zeitung / Jüdische Allegmeine