Aus: Die Arbeiterin. Organ für die Interessen der werktätigen Frauen in Österreich. 5. Jahrgang, Nr. 12, Wien, Dezember 1928
Es duftet wieder nach Tannenbaum,
viel Menschen träumen den Weihnachstraum.
Die Glocken läuten vom Turme.
Da drinnen betet der fromme Chor,
und draußen reckt es sich drohend empor.
Die Glocken läuten vom Turme.
Sie rufen gellend ins Land hinein:
Viel tausend Menschen nach Brote schrei’n!
Die Glocken läuten vom Turme.
„Wir haben gearbeitet, Mann und Weib,
für euren müßigen Zeitvertreib!“
Die Glocken läuten vom Turme.
„Wir schaffen für euch auf des Lebens Höh’n,
und müssen hungern und betteln geh’n!“
Die Glocken läuten vom Turme.
Und grollend schwillt es von Stadt zu Stadt:
„Wir haben das Hungern und Betteln satt!“
Die Glocken läuten vom Turme.
Und immer wächst noch das hungrige Heer,
kein Rückwärts gibt es, kein Halten mehr.
Die Glocken läuten zum Sturme.
Der brausend der Arbeit Volk befreit,
auf ehernen Schwingen der neuen Zeit.
Die Glocken läuten zum Sturme.
Quelle: Die Arbeiterin




















































































