Seit gestern befinden sich alle Komponenten der in Bau befindlichen Weltraumstation der VR China im Orbit. Mit Jahresende beginnt der Vollbetrieb.
Peking/Wenchang. Die Volksrepublik China hat die letzte große Komponente ihrer Raumstation ins All gebracht. Am Montag startete eine Rakete vom Kosmodrom auf der Insel Hainan, mit der ein weiteres Labormodul zu Ergänzung des seit dem Frühjahr 2021 vorhandene Kernmoduls transportiert wurde. Bereits im Juli dieses Jahres war ein erster Wissenschaftsbereich angedockt worden – seither ist die Station auch permanent bemannt. Bis Ende des Jahres sollen die Arbeiten abgeschlossen sein und die chinesische Raumstation vollständig in Betrieb gehen. Sie bietet dann in einer Umlaufbahn zwischen 340 und 420 Kilometern über der Erdoberfläche Platz für eine sechsköpfige Besatzung.
Während China also einen großen Sprung ins All vollzieht, hinken die NASA der USA sowie die europäische ESA hinterher. Die Laufzeit der ordentlich in die Jahre gekommenen ISS wurde zwar immer wieder verlängert – aktuell visiert man wohl 2028 an –, aber in Wirklichkeit bräuchte es Ersatz. Zudem ist aktuell fraglich, wie es mit der benötigten russischen Beteiligung an der ISS weitergeht. Sobald die internationale Raumstation absehbar verschrottet wird, wird der einzige Vorposten der Menschheit im All von der VR China betrieben werden.
Wir erinnern uns: Eine chinesische Beteiligung an der ISS war seinerzeit am Veto der USA gescheitert, weswegen die VRC ihr eigenes Tiangong-Programm forcierte. In aller Folgerichtigkeit versteht man die neue Raumstation nun als rein chinesische Unternehmung, doch verschließt man sich nicht der internationalen Zusammenarbeit. Bereits 17 Nationen sowie die UNO verhandeln über unterschiedliche gemeinsame Nutzungsprojekte. Nur die USA werden definitiv außenvorbleiben: Mit einer politischen Entscheidung hat die US-Regierung der NASA jede Kooperation mit der chinesischen Weltraumbehörde verboten. Aber dafür werden die Amis ja mit Elon Musk den Mars besiedeln…
Quelle: Der Standard