Mit seinen Ausbeutungsmethoden macht Amazon schon genug Profit, doch nebenher unterschlug der Konzern auch Trinkgelder im Ausmaß von zig Millionen Dollar, die für die Lieferfahrer bestimmt waren.
Washington D.C./Seattle. Wie die Bundeshandelskommission der USA (Federal Trade Commission, FTC) bekanntgab, hat der Amazon-Konzern in den Jahren 2016 bis 2019 von Kunden überwiesene Trinkgelder für seine Lieferfahrer im Ausmaß von rund 60 Millionen Dollar unterschlagen: Anstatt sie an die Angestellten weiterzugeben und korrekt auszuzahlen, wurden sie einfach auf illegale Weise einbehalten und dem Unternehmensgewinn zugeschlagen.
Anfang dieses Jahres hatte die FTC den Konzern sowie die Tochtergesellschaft „Amazon Logistics“ in dieser Causa verklagt, um den etwa 140.000 betroffenen Fahrern zu ihrem Recht zu verhelfen. Diese sind so genannte „Amazon Flex“-Fahrer, die für die Unternehmensschienen „Prime Now“ und „Amazon Fresh“ in den Vereinigten Staaten Lebensmittel und andere Waren ausliefern. Mit Beginn der entsprechenden Untersuchung der US-Bundesbehörde im Jahr 2019 wurde die skandalöse Praxis seitens des Amazon-Konzerns eingestellt. Nach der Einreichung der Klage erklärte man sich zudem im Februar 2021 bereit, den Fall außergerichtlich beizulegen und sämtliche einbehaltenen Trinkgelder auszuzahlen, wie die FTC diese Woche mitteilte. Die betroffenen Fahrer erhalten nun im Nachhinein im Schnitt jeweils 422 Dollar, die größte Einzelüberweisung kommt sogar auf ca. 28.000 Dollar.
Die Angelegenheit ist ein weiteres Beispiel, mit dem der Amazon-Konzern deutlich vor Augen führt, auf welch widerliche Weise Milliardenprofite auf Kosten der Arbeiterklasse lukriert werden – nämlich vorrangig zwar durch „normale“ kapitalistische Ausbeutung, Hungerlöhne und erbärmliche Arbeitsbedingungen, aber mitunter eben auch mittels betrügerischer Vorgehensweisen. Für Jeff Bezos mögen 60 Millionen Dollar ein Betrag aus der Portokasse sein, für seine „Mitarbeiter“ handelt es sich bei den Trinkgeldern jedoch um wichtige Einkünfte, zumal die Grundgehälter und Löhne ja ohnedies viel zu niedrig sind.
Quelle: Reuters