Laut Vereinten Nationen sind die Zahlen der Todesopfer in Gaza glaubhaft. Unterdessen werden die tödlichen Luftangriffe des israelischen Militärs ausgeweitet.
Gaza. US-Präsident Joe Biden verkündete kürzlich seine Zweifel, was die Todeszahlen im Gazastreifen betrifft, die von den palästinensischen Behörden öffentlich gemacht werden. Er habe keinen Grund zur Annahme, dass Palästina die Wahrheit darüber sage, wie viele Menschen getötet worden sind. John Kirby, Sprecher des US-Verteidigungsministerium, nannte das Gesundheitsministerium Gazas eine „Fassade der Hamas“.
Kurz darauf, am Donnerstag, veröffentlichte das Gesundheitsministerium in Gaza ein 212-seitiges Dokument mit den Namen und Identifikationsnummern der getöteten Personen.
Zahlen sind glaubhaft
Michael Ryan vom Notfallprogramm der Weltgesundheitsorganisation (WHO) betonte, dass die Zahlen das Ausmaß der Todesfälle weitestgehend widerspiegeln, auch wenn sie womöglich nicht auf die Minute genau aktuell sind.
Bei früheren Eskalationen der Kämpfe wurden die von den Gesundheitsbehörden in Gaza veröffentlichten Daten und Statistiken nicht nur von den Vereinten Nationen, sondern auch von allerlei Nachrichtendiensten, humanitären Organisationen sowie der US-amerikanischen Regierung als glaubhafte Quelle zitiert.
Der Generalkommissar des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA), Philippe Lazzarini, unterstrich, dass die Zahlen der palästinensischen Gesundheitsbehörden grundsätzlich glaubhaft sind und in der Vergangenheit von niemandem ernsthaft angezweifelt werden konnten.
Stand Freitag wurden laut diesen Behörden mindestens 7.326 Menschen in Gaza getötet und mehr als 18.000 Menschen verwundet, seit Israel das Bombardement Gazas begonnen hatte.
Luftangriffe werden ausgeweitet
Und eben dieses Bombardement, welches tausenden Palästinenserinnen und Palästinensern das Leben kostete, wird aktuell ausgeweitet. Eine Reihe großer Explosionen ereignete sich am Freitagabend und Samstag über Gaza-Stadt nach Einbruch der Dunkelheit. Der nördliche Gazastreifen wurde laut Informationen von Al Jazeera von Luftangriffen und Artilleriebeschuss getroffen.
Der israelische Militärsprecher Daniel Hagari sagte, dass Israel seine Luftangriffe aktuell „in erheblichem Maße“ verstärke und dass auch die Bodentruppen ihre Aktivitäten im Gazastreifen ausweiten würden. Die Bewohnerinnen und Bewohner von Gaza-Stadt wurden am Freitag von Israel aufgefordert, nach Süden zu ziehen, da die Angriffe zunehmen werden.
Seit Freitagabend kam es außerdem zu einem Ausfall von Internet und Telefonnetz. „Wir haben kein Internet, wir haben keine Signale auf unseren Telefonen, wir sind in dem Gebiet völlig isoliert“, berichtet ein Journalist von Al Jazeera. Die Bewohner seien „entsetzt und verängstigt“.
Der Ausfall von Internet und Telefon kommt zu einem Zeitpunkt, wo eine umfassende Bodenoffensive israelischer Truppen als nicht unwahrscheinlich angenommen wird. Zuletzt wurden einige begrenzte Razzien israelischer Streitkräfte im Gazastreifen durchgeführt.
Quellen: Al Jazeera/Al Jazeera