Mit einem dramatischen Appell richtet sich ein Solidaritätskomitee für die politischen Gefangenen in der Türkei an die Öffentlichkeit. Zwei im Hungerstreik befindliche Gefangene schweben in akuter Lebensgefahr.
Das Komitee informiert darüber, dass in der Türkei innerhalb der letzten zwei Jahre dutzende politische Gefangene in sogenannte „Brunnengefängnisse vom Typ S und Y beziehungsweise in Hochsicherheitsgefängnisse“ zwangsverlegt wurden. Dort werden die Gefangenen „willkürlich und auf widerrrechtliche Weise einer systematischen Isoaltionspraxis, die nach internationalen Rechtsnormen als Folter eingestuft wird, unterworfen“. 23 Stunden am Tag müssen sie alleine in einer kleinen, unhygienischen Zelle ohne ausreichend Luft und Sonnenlicht verbringen. Dieses Haftregime sei nicht etwa eine vorübergehende Disziplinierungsmaßnahme, „sondern eine Form der maximalen Bestrafung über einen langen Zeitraum, mit dem Ziel physischer und psychischer Zermürbung des Individuums“.
Gegen diese massive und systematische Folterpraxis haben sich politische Gefangene entschlossen in den Hungerstreik zu treten, zwei davon befinden sich im sogenannten „Todesfasten“. In der Türkei haben Menschenrechtsorganisationen, Abgeordnete und Anwaltsverbände gegen diese Behandlung von Gefangenen protestiert und sie als „Todeszellen“ verurteilt. Die Gefangenen wollen mit ihrem Hungerstreik erreichen, dass sie wieder in normale Gefängnisse zurückverlegt werden. Auch wenn diese Forderung Unterstützung erfährt, sei angesichts des Drucks und der Repression, die der gesamten politischen Opposition derzeit in der Türkei widerfahre, noch viel mehr Aufmerksamkeit auch der internationalen Öffentlichkeit vonnöten. Derzeit sind drei der zwölf aktuell im unbefristeten Hungerstreik befindlichen Gefangenen in einem ernsten Zustand, zwei davon in akuter Lebensgefahr.
Serkan Onur Yilmaz ist (mit 20. Oktober) bereits seit 344 Tagen im „Todesfasten“. Er hat erreicht, dass er sich nicht mehr in einem Isolationsgefängnis befindet, aber er setzt das Fasten fort, weil er erreichen will, dass seine acht Mitgefangenen aus diesem furchtbaren Haftsystem befreit und verlegt werden. Er befindet sich in einem sehr ernsten gesundheitlichen Zustand, kann nicht mehr aus eigener Kraft aufstehen, leidet an Atemnot, Muskelkrämpfen und Schmerzen und es ist unklar, wie lange er das noch durchhalten kann.
Fikret Akar ist seit 205 Tagen im unbefristeten Hungerstreik. Er befindet sich im Karatape Hochssicherheitsgefängnis in Corlu. Auch er befindet sich bereits in einem lebensberohlichen Zustand und braucht dringend Hilfe.
Das Solidaritätskomitee ersucht darum, Protestmails an das Justizministerium der Türkei und an die Leitung der Haftanstalt, in der Fikrat Akar ist, zu schicken. Justizministerium: info@adalet.gov.tr / Haftanstalt, in der Fikret Akar inhaftiert ist: karatepe.ygkcik@adalet.gov.tr
Es gibt außerdem eine Petition zur Abschaffung der Isolationsgefängnisse in der Türkei: Petition · STOP TORTURE IN TURKEY’S S,R,Y‑TYPE ISOLATION PRISONS – Vereinigtes Königreich · Change.org