HomeInternationalesNeuseeland verweigert schwangerer Staatsbürgerin Heimkehr, Taliban bieten Asyl

Neuseeland verweigert schwangerer Staatsbürgerin Heimkehr, Taliban bieten Asyl

Die Corona-Pandemie schreibt seltsame Geschichten. Eine betrifft die neuseeländische TV-Reporterin Charlotte Bellis, die nicht in ihre Heimat einreisen darf und stattdessen auf die Hilfe der Taliban angewiesen ist.

Wellington/Kabul. Neuseeland ist bekannt für eine besonders rigorose Anti-Corona-Politik, die sich nicht zuletzt in überaus strengen Einreiseregelungen zeigt. Diese betreffen jedoch nicht nur Touristen und Geschäftsreisende, sondern auch die eigenen Staatsbürger, wie ein momentan in den Medien thematisierter Fall zeigt: Die neuseeländische Journalistin Charlotte Bellis, die zudem im fünften Monat schwanger ist, darf gegenwärtig nicht in ihre Heimat zurückkehren – ihr Einreiseantrag wurde von den Behörden aus Gründen der pandemiebedingten Isolationsvorschriften abgelehnt. Mit juristischer Unterstützung bemüht sich Bellis nun um eine Revidierung dieser Entscheidung.

Die in Christchurch geborene Bellis arbeitete zunächst in ihrer Heimat für den Fernsehsender TV3, dann für die US-Station ABC. 2017 nahm sie einen Job als Reporterin für Al Jazeera an und berichtete zuletzt aus Afghanistan. In dieser Tätigkeit wurde sie einer bereiteren globalen Öffentlichkeit bekannt, als sie die neuen Taliban-Machthaber auf deren erster Pressekonferenz offen mit der Frage nach Frauenrechten konfrontierte. Damals wusste sie freilich noch nicht, dass sie ein paar Monate später auf die Hilfe der Taliban angewiesen sein würde. Denn als Bellis schwanger wurde, musste sie im November 2021 ihren Job bei Al Jazeera aufgeben – sie ist nicht verheiratet mit dem Vater des Kindes, was in Katar illegal ist. Daraufhin reiste sie mit ihrem Lebensgefährten, dem Fotografen Jim Huylebroek, in dessen Heimatland Belgien, doch dort erhielt sie keine längere Aufenthaltsgenehmigung. Und als nun auch Neuseeland Bellis die Rückkehr verweigerte, stellte sich heraus, dass Bellis und Huylebroek nur für ein Land ein jeweils gültiges Visum hatten: Afghanistan.

Tatsächlich musste das Paar also nach Kabul zurückkehren, wo es nun der Dinge harrt. Die Taliban-Regierung versicherte Bellis, dass sie willkommen seien und dass man für ihre Sicherheit garantiere – sie müsse sich „keine Sorgen machen“, hieß es. Es steckt schon viel Ironie in der Tatsache, dass ausgerechnet ein streng islamisches, repressives und nicht gerade frauenfreundliches Regime einer unverheirateten schwangeren Frau also einen „sicheren Hafen“ bietet, bis die Weiterreise nach Neuseeland möglich wird. Es ist nicht davon auszugehen, dass die Taliban nun ihre humanistische und feministische Ader entdeckt haben – aber vielleicht sagt die absurde Situation von Charlotte Bellis auch einfach mehr über Neuseeland als über Afghanistan aus. So weit haben es die strengen neuseeländischen Corona-Repressionen also gebracht: Eine schwangere Staatsbürgerin darf nicht in ihre Heimat und muss Zuflucht bei den Taliban suchen.

Es bleibt zu hoffen, dass Bellis die Einreise nach Neuseeland bis Mai doch noch ermöglicht wird – für diesen Monat ist nämlich der Geburtstermin angesetzt. Es wird übrigens ein Mädchen.

Quelle: The Guardian

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