Am 11. Mai wurde die Journalistin Shireen Abu Akleh von israelischen Soldaten erschossen. Die israelischen Behörden hatten das bisher geleugnet und behauptet, bewaffnete Palästinenser hätten sie erschossen. Das Begräbnis wenige Tage später wurde ebenfalls von den israelischen Besatzungskräften angegriffen.
Ramallah/Westjordanland. Vier Monate nach der Ermordung der palästinensischen Journalistin Abu Akleh gaben israelische Behörden bekannt, dass die tödliche Kugel mit „hoher Wahrscheinlichkeit“ vom israelischen Militär abgefeuert wurde. Die Behörden betonten zugleich, dass keine Ermittlungen oder eine strafrechtliche Untersuchung der Todesumstände eingeleitet würden, da es sich um ein Versehen gehandelt habe. Die Behörden halten weiterhin an der Behauptung fest, dass die Journalistin bei einer bewaffneten Auseinandersetzung mit Palästinensern von einer verirrten Kugel getroffen worden wäre. Das Bildmaterial des Vorfalls widerspricht der Darstellung Israels allerdings.
In dem Untersuchungsbericht heißt es: „Es ist nicht möglich, die Quelle der Schüsse, die Frau Abu Akleh trafen und töteten, eindeutig zu bestimmen“. Die Möglichkeit, dass ein bewaffneter Palästinenser sie erschossen habe, könne nicht vollständig ausgeräumt werden. Der Bericht spricht davon, dass der Militärgeneralanwalt auf Basis aller Erkenntnisse und der gegebenen Umstände zu dem Schluss kam, dass eine Ermittlung durch die Militärpolizei nicht gerechtfertigt wäre. Bei einem Hintergrundbriefing für Journalistinnen und Journalisten zu dem Untersuchungsbericht wurde immer wieder der Stolz auf das Verhalten der Soldaten betont. Diese hätte Dienst nach Vorschrift geleistet.
Die 51-jährige Journalistin Shireen Abu Akleh wurde am 11. Mai von israelischen Soldaten erschossen, als sie über eine Razzia in Dschenin im Nordosten des besetzten Westjordanlandes berichtete. Verschiedene Untersuchungen, unter anderem durch die Vereinten Nationen und die Palästinensische Autonomiebehörde, aber auch durch Associated Press und CNN, widersprechen der israelischen Darstellung, dass sich zum Zeitpunkt des Schusses auf Abu Akleh bewaffnete Palästinenser am Tatort befunden hätten. Auch andere Journalistinnen und Journalisten, die ebenfalls mit ihr vor Ort waren, bekräftigen das Ergebnis der unabhängigen Untersuchungen.
Das palästinensische Informationsministerium gibt an, dass seit dem Jahr 2000 45 Journalistinnen und Journalisten von israelischen Soldatinnen und Soldaten erschossen wurden. Die palästinensische Journalistengewerkschaft geht von 55 Ermordeten aus.