Wurden die kubanischen Ärztinnen und Ärzte selbst bezahlt oder ihre Agentur? Wurde dabei möglicherweise das heilige Embargo umgangen? Die US-Diplomatie ermittelt.
Catanzaro. Im Jahr 2020, also im Mittel- und Höhepunktpunkt der Corona-Pandemie, unterstützten kubanische Brigaden des Henry Reeve Medical Contingent die Regionen Crema und Turin. Hierfür kam von verschiedensten Seiten der Vorschlag, die Brigade für den Friedensnobelpreis zu nominieren und in Crema wurde im Nachhinein gar ein Platz nach ihr benannt. In Turin wurde die Mole Antonelliana zu Ehren der Ärztinnen und Ärzte aus Kuba mit der Aufschrift „Grazie Cuba“ und der kubanischen Fahne beleuchtet.
51 kubanische Spezialistinnen und Spezialisten, darunter Kardiologen, Kinderärzte und Chirurgen, trafen am 28. Dezember 2022 auch in Kalabrien ein, um in den Krankenhäusern der Städte Locri, Polistena, Gioia Tauro und Melito di Porto Salvo zu arbeiten. Washington sieht es aber ungern, wenn Kuba mit anderen Staaten interagiert und dann möglicherweise auch noch in einem positiven Licht dargestellt wird.
USA: Und das Embargo?
Die US-Diplomaten haben deshalb nach einer Erklärung für die Ankunft kubanischer Ärztinnen und Ärzte in Kalabrien verlangt. Das Ersuchen um Klärung des Sachverhalts wurde über das Gesundheitsministerium an den Landeshauptmann der Region und den kalabrischen Gesundheitskommissar Roberto Occhiuto gerichtet.
Die US-Diplomatie will mit dem Ansuchen die Art der befristeten Anstellung der Fachkräfte und ihre Entlohnung nachvollziehen und wissen, ob der Arbeitsvertrag mit der kubanischen Agentur Comercializadora de Servicios medicos cubanos oder direkt mit den Ärztinnen und Ärzten geschlossen wurde. Die USA befürchten nämlich, dass bei der aus Kuba entsandten Hilfe indirekte Finanzmittel von Kalabrien nach Kuba geflossen sein könnten.
Laut Gesundheitskommissar Occhiuto beruhte die Besorgnis der Amerikaner „im Wesentlichen auf der Annahme, dass das Embargo gegen Kuba umgangen worden sein könnte. Wir bezahlen die kubanischen Ärzte für eine zweijährige ‚Anstellung‘ und nicht die Agentur. Ihr Gehalt beträgt 4.700 Euro brutto pro Monat. Ihre Lebensläufe wurden vom italienischen Konsulat in Kuba geprüft, das sie sorgfältig untersucht hat, bevor es grünes Licht für ihre vorübergehende Versetzung nach Italien gab“.
„Absurd“ und „beschämend”
Die italienisch-kubanische Freundschaftsgesellschaft (ANAIC) bezeichnete nun diese Intervention der US-Regierung als „beschämend“ und als „absurde Einmischung der Vereinigten Staaten in die inneren Angelegenheiten“ Italiens. Granma, das offizielle Organ des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas, fragte nun zu Recht: „Mit welchem Recht verlangen die USA von Italien eine Erklärung dafür, dass es kubanische Ärzte einstellt?“
Denn besonders hilfreich oder altruistisch sind die USA immer nur dann anderen Ländern gegenüber, wenn ihnen das Geschäft profitabel vorkommt. In der Not der italienischen Bevölkerung während der Covid19-Pandemie war aber Kuba da, um zu helfen.
Quellen: Granma / ANAIC / CorrieredellaCalabria